Länderinfo - Argentinien

Länderinfo - Argentinien

Argentinien (spanisch Argentina) ist ein Staat in Südamerika. Es grenzt im Osten an den Atlantischen Ozean, im Westen an Chile, im Norden an Bolivien und Paraguay, und im Nordosten an Brasilien und Uruguay. Der von spanischen Kolonisten stammende Landesname ist vom lateinischen Argentum (für Silber) abgeleitet und kennzeichnet, welche Schätze diese dort einst zu finden glaubten und hofften.

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Allgemeines

Ländername: Argentinische Republik (República Argentina)
Sprache: Landessprache: Spanisch
Hauptstadt: Buenos Aires, 12.746.761 Einwohner
Ortszeit: MEZ -3 Stunden
Devisen: Währungseinheit: Argentinischer Peso (arg$) = 100 Centavos (c)
Telefon:
Vorwahl von Deutschland nach Argentinien: 0054
Vorwahl von Argentinien nach Deutschland: 0049
Fläche: Total: 2.766.890 qkm
Bevölkerung: 38.592.150

Bevölkerung

Argentinien hat eine Bevölkerung von etwa 38,6 Millionen Einwohnern (Schätzung basierend auf der Volkszählung von 2001. Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 13 Einwohnern/km2.
Etwa 87 % der Bevölkerung leben in Städten von mehr als 2 000 Einwohnern, wovon allein 11,5 Millionen auf die Agglomeration Gran Buenos Aires entfallen. Diese hat eine Bevölkerungsdichte von 2 989 Einwohnern/km2.
Die Stadt und die gesamte Provinz Buenos Aires zusammen haben 16,6 Millionen, die Provinzen Córdoba und Santa Fe jeweils ca. 3 Millionen, so dass in diesen drei im zentralen Teil des Landes gelegenen Provinzen zusammen mehr als 60 % der Bevölkerung leben.
Weite Teile des übrigen Landes sind dagegen sehr dünn besiedelt, vor allem im trockenen Süden, wo nur etwa ein bis drei Einwohner/km2 leben.

Nachfahren der Europäer und Mestizen:
Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik von eingewanderten Europäern ab, hiervon etwa 36 % von Italienern, circa 29 % von Spaniern und etwa 3-4 % von Deutschen. Im Raum Buenos Aires sowie in den Provinzen Chaco und Misiones spielt auch die polnische Kultur eine wichtige Rolle, es handelt sich hierbei um Nachkommen polnischer Emigranten aus den 1920er Jahren. In Buenos Aires gibt es darüber hinaus viele kroatischstämmige Einwanderer.
Bis Anfang der 1990er Jahren ging man von einem Anteil der Mestizen - Nachfahren sowohl von Europäern als auch von Indianern - unter 10% aus. Nach neueren Berechnungen ist deren Anteil jedoch weitaus höher. Diese Diskrepanz kommt vermutlich daher, dass die Mestizen früher unter einer starken Diskriminierung zu leiden hatten und sich daher als "Weiße" ausgaben.

Indianische Bevölkerung:
Nur eine Minderheit der Argentinier sind Nachkommen von insgesamt 30 Indianerstämmen, die vor dem Eintreffen der Spanier auf dem Landesterritorium lebten. Dies liegt einerseits daran, dass Argentinien vor der Kolonialzeit nur im Nordwesten dicht bevölkert war, zum anderen auch daran, dass die verbleibenden Indianer von den Spaniern und später von den Argentiniern weitgehend ausgerottet wurden. Vom staatlichen Indianerinstitut INADI wird die Zahl der Indianer auf etwa 1 Million, von Seiten der Indianerorganisationen wie der AIRA (Asociación de Indígenas de la República Argentina) jedoch auf mehr als 1,5 Millionen geschätzt.
In einem Sonderzensus des INDEC, der im Jahr 2004 durchgeführt wurde, wurde ermittelt, dass etwa 2,8 % aller argentinischen Haushalte indigene Haushaltsmitglieder haben. Dieser Anteil variiert allerdings von Provinz zu Provinz stark. So ist in der Provinz Jujuy der Anteil mit 10,5 % am größten. Am niedrigsten ist der Anteil in der Provinz Corrientes mit 1,0 %, in der Hauptstadt Buenos Aires beträgt er 2,3 %
Die größten Gruppen sind die Kollas in Jujuy und Salta, die Mapuche (Araukaner) in Neuquén und Río Negro sowie die Wichi und Toba im Chaco und in Formosa. Nur eine Minderheit der Indianer lebt in ihren angestammten Siedlungsgebieten, viele sind in die Großstädte übergesiedelt, wo sie oft unter ärmlichen Bedingungen als schlecht bezahlte Arbeiter leben. So gibt es in Rosario und Resistencia Viertel, die nur von Toba-Indianern bewohnt werden, das selbe gilt für Kollas in San Salvador de Jujuy und San Miguel de Tucumán. Seit den 80er Jahren erstarken innerhalb dieser Stämme Bewegungen, die traditionelle Kultur gezielt zu erhalten und verbreiten, etwa über Radiostationen und an Schulen.

Ausländer, Zuwanderung und Auswanderung:
Etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Einwanderung gibt es heute vor allem aus den Nachbarländern Bolivien, Paraguay und Uruguay sowie aus dem südamerikanischen Staat Peru und früher zu Zeiten der Pinochetdiktatur auch aus Chile, jedoch aufgrund der Redemokratisierung und mittlerweile höheren Lebensstandards des Nachbarlandes in den letzten 4 Jahren, hat sich das umgekehrt, es findet eher eine Emigration von Argentiniern nach Chile statt. Insgesamt kommen etwa 68 % der Einwanderer aus amerikanischen Staaten. Etwa zwei Prozent aller Einwanderer kommen aus Asien (hauptsächlich Koreaner).
Seit den 1990er Jahren findet man immer mehr Einwanderer aus Europa, die hauptsächlich wegen der unberührten Natur hierher ziehen. Im Unterschied zu den anderen Einwanderern weisen sie meist schon eine gesicherte Existenz auf oder sind Rentner, versuchen also durch den Umzug ihre Lebensqualität zu erhöhen. Sie repräsentieren etwa 28 % der Ausländer.
Seit der Argentinien-Krise zwischen 1998 und 2002 sind vermehrt Emigrationswellen aufgetreten. Argentinier verließen das Land in Richtung Europa und Nordamerika, und in geringeren Maßen auch nach Brasilien und Chile. Diese Emigrationswelle ist jedoch weitgehend abgeebbt, aufgrund der relativ schnellen Erholung der Argentinischen Wirtschaft.

Religion:
Mehr als 90 % der Bevölkerung sind römisch-katholischen Glaubens. Im Nordwesten Argentiniens haben sich die christlichen Riten mit der Religion der Ureinwohner vermischt (Pachamama-Kult). Daneben existieren zahlreiche weitere christliche Konfessionen, die aber meist unter 1% der Bevölkerung auf sich vereinigen. Weitere bedeutende Minderheiten bilden Juden, Protestanten und Moslems (vor allem im Nordwesten).

Sprache:
Alleinige Amtssprache ist in Argentinien Spanisch. Daneben existiert eine Reihe von mehr oder weniger bedeutenden Minderheitensprachen, die von der indianischen Bevölkerung gesprochen werden. Die wichtigsten darunter sind das Quechua und das Guaraní, in manchen Gegenden wird aber auch noch Mapudungun gesprochen.
Die argentinische Aussprache des Spanischen, das die Argentinier lieber Castellano (Kastilisch) nennen, unterscheidet sich deutlich von der in Spanien und auch von der in anderen lateinamerikanischen Ländern üblichen. Der Buchstabe ll wird wie das deutsche sch (also auch "Castescháno") oder wie das französische j ausgesprochen, ebenso zwischen Vokalen der Buchstabe y. Der Buchstabe z wird immer wie ein stimmloses s ausgesprochen, das gleiche trifft auf das c vor e und i zu. Des weiteren herrscht in Argentinien der voseo vor, d. h. anstatt des Personalpronomens tú für die 2. Person Singular wird vos verwendet. Die Verben werden dabei anders konjugiert (im Präsens immer endbetont und mit abweichenden Imperativformen). Weiterhin wird die 2. Person Plural vosotros auch in informeller Sprache durch die 3. Person Plural ustedes ersetzt, die im europäischen Spanisch nur die Höflichkeitsform ist. Darüber hinaus gibt es eine Reihe lexikalischer Abweichungen.
Während ein Großteil der Nachfahren italienischer Einwanderer in Argentinien die Sprache ihrer Vorfahren aufgegeben hat, wird von den Nachfahren der deutschsprachigen und englischsprachigen Einwanderer teilweise noch die Sprache ihrer Vorfahren gepflegt. So gibt es Stadtviertel im Großraum Buenos Aires, wo man noch sehr viel Deutsch hört. In der Provinz Córdoba gibt es eine relativ große Kolonie von Überlebenden der Graf Spee, die sich in Villa General Belgrano niederließen, wo heute noch teilweise Deutsch gesprochen wird.


Bevölkerungsentwicklung:
In der Kolonialzeit lag der Schwerpunkt der argentinischen Bevölkerung lange im Nordwesten, und insbesondere in der Minenregion um Salta und Jujuy. Größte Stadt war das am Kreuzungspunkt mehrerer Handelsrouten gelegene Córdoba. Dies änderte sich mit der Einrichtung des Vizekönigreiches Río de la Plata 1776. Der Handel ließ nun die Bevölkerungszahl des sogenannten Litoral im Osten des Landes (Buenos Aires, Santa Fe, Entre Rios) sprunghaft ansteigen, und nach der Erringung der Unabhängigkeit hatte sich die wirtschaftliche und politische Macht endgültig in dieser Region konzentriert. Das Gebiet südlich einer Linie etwa zwischen dem heutigen La Plata und Mendoza war dagegen bis zur Wüstenkampagne des General Roca in den 1870er Jahren noch von den Indianern bewohnt, es gab allerdings einige spanische und walisische Enklaven.
Die Einwanderungswelle 1880-1930 verstärkte die Dominanz des Litoral und besonders von Stadt und Provinz Buenos Aires zusätzlich, da sich der Großteil der Einwanderer in dieser Gegend niederließen. Der Nordwesten wurde mehr und mehr zu einer rückständigen und wirtschaftlich schwachen Region, in dem relativ wenig Einwanderung stattfand, und Patagonien befand sich erst am Beginn seiner Entwicklung. Der Großraum Buenos Aires wuchs so zwischen 1850 und 1914 von 150.000 auf 1,6 Millionen Einwohner.
Nach dem Versiegen des Einwandererstroms um 1930 brachte die Industrialisierung einen Binnenwandererstrom, dessen Ziel ebenfalls Buenos Aires und - mit Abstand - Córdoba und Rosario war. Dieser Strom hielt bis in die 1970er Jahre an und führte dazu, dass sich der Großraum rund um die Hauptstadt weit über das eigentliche Stadtgebiet von Buenos Aires ausdehnte.
1980 überschritt der Großraum Buenos Aires im nationalen Zensus zum ersten Mal die 10-Millionen-Marke und konzentrierte damit fast 40% der Bevölkerung (damals 24 Millionen). Danach flachte das Wachstum der Städte des Litorals allerdings deutlich ab. Zwischen 1991 und 2001 verlor die Stadt Buenos Aires 7% ihrer Einwohner, die Bevölkerung des Ballungsraums der Stadt insgesamt stieg nur noch leicht an, auch Rosario und Santa Fe stagnierten. Zum Wachstumsmagnet wurden dagegen abgelegene Regionen wie das wirtschaftlich boomende Patagonien, insbesondere die südlichsten Provinzen Provinz Tierra del Fuego und Santa Cruz (44% bzw. 23% Zuwachs zwischen 1991 und 2001), aber auch die Städte des Nordwestens wie Jujuy, Salta, La Rioja und Tucumán sowie der Ballungsraum Córdoba.
In Buenos Aires und den meisten Großstädten existiert seit etwa 1980 das Phänomen der Stadtflucht: Viele, meist besserverdienende Einwohner siedeln von den Stadtzentren ins Umland um. Seit etwa 1990 hat sich dieses Phänomen durch die massenhafte Einrichtung von privaten Stadtvierteln und Country Clubs noch verstärkt. Die Ursache liegt in der als steigend empfundenen Kriminalität, obwohl offizielle Zahlen seit 1995 einen Niedergang der Kriminalitätsrate (mit Ausnahme des Krisenjahres 2002) nahelegen. Auch touristisch und landschaftlich interessante Orte erleben seit dieser Zeit einen Boom, was auch mit der steigenden Mobilität der Bevölkerung sowie der inzwischen deutlich besseren Verfügbarkeit von infrastrukturellen Dienstleistungen wie Telefon, Radio, Fernsehen und Internet selbst in weit entlegenen Gebieten zusammenhängt. So wurden aus ehemals kleinen Ferienorten wie Pinamar und Villa Carlos Paz prosperierende, schnell wachsende Städte.


Soziale Situation:
Die soziale Situation des Landes ist in mehrerer Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So gibt es einerseits ein sehr großes Wohlstandsgefälle zwischen Ober- und Unterklasse. So gehören die argentinischen Top-Manager-Gehälter zu den höchsten der Welt, während die ärmsten 40 % sich mit nur zehn Prozent des gesamten Volkseinkommens zufrieden geben müssen.
Aber auch die Unterschiede zwischen den Regionen Argentiniens sind groß. So liegt etwa die Armutsrate in der Hauptstadt Buenos Aires mit weniger als 25 % nur etwas mehr als halb so hoch wie im Landesdurchschnitt (40 %), während sie in der Provinz Formosa bei etwa 65 % liegt. Eine Durchschnittsfamilie benötigte Anfang 2005 etwa 773 AR$ um nicht unter die Armutslinie zu fallen. In den meisten Haushalten ist es dafür nötig, dass mehrere Familienmitglieder zum Einkommen beitragen. Dies zeigt auch die offizielle Statistik: So liegt das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen knapp unter 900 AR$ und damit nur knapp über der Armutsrate, während das durchschnittliche Haushaltseinkommen bei über 1.500 AR$ liegt (s.u.).
Generell kann man sagen, dass die nördlichen Provinzen, besonders die Provinz Tucumán und der Nordosten (Chaco, Formosa, Santiago del Estero) am stärksten von Armut und Unterernährung betroffen sind. Verschärft wird diese Situation durch das relativ schnelle Bevölkerungswachstum in dieser Region. Als relativ reich dagegen gelten die zentralen Provinzen (Buenos Aires, Santa Fe, Córdoba, San Luis und Mendoza), aber auch der äußerste Süden (Santa Cruz und Tierra del Fuego).
Es sind neben den grenznahen Gegenden (beispielsweise Jujuy und Formosa) allerdings vor allem die reichen Zentralprovinzen, die am stärksten mit der städtischen Armut und damit mit der Slumbildung zu kämpfen haben. Die Zuwanderung aus den ärmeren Nachbarländern Peru, Bolivien und Paraguay sowie die Binnenwanderung aus abgelegenen Gegenden des Landesinneren sind trotz einer Abschwächung in den 1990er Jahren immer noch ein großes Problem in den Großstädten, die die Zahl der Slumbewohner trotz sozialer Wohnungsprogramme weiterhin anwachsen lässt. So liegt beispielsweise in Rosario der Anteil der Slumbewohner an der Gesamtbevölkerung bei über 15 %. Zudem kam Zuwachs für die Slums auch von den so genannten Neu-Armen, besonders in den wirtschaftlich kritischen Jahren 1989/1990, 1995 sowie zwischen 1998 und 2002.

Bildungswesen

In Argentinien herrscht Schulpflicht von neun Jahren. Es gibt neben den staatlichen Schulen auch eine hohe Zahl von privaten Schulen. Das Schulsystem ist in zwei Stufen eingeteilt: Primaria (Grundschule, sechs Schuljahre) und Secundaria (weiterführende Schule).

Laut der Volkszählung des Jahres 2001 sind etwa 2,6 % der Bevölkerung Analphabeten (Quelle: [9]), in Deutschland liegt dieser Wert offiziell bei etwa 0,6 %.

Von allen Argentiniern, die über 20 Jahre alt sind, haben 88 % die Schule besucht. Etwa 14 % haben die Primaria nicht abgeschlossen, circa 29 % haben eine abgeschlossene Primaria, ungefähr 14 % haben die Secundaria nicht abgeschlossen, etwa 16 % haben eine abgeschlossene Secundaria, circa fünf Prozent einen höheren nicht-universitären Abschluss und etwa fünf Prozent einen Universitätsabschluss. Das heißt etwa 73 % der Bevölkerung haben mindestens die Primaria abgeschlossen, circa 30 % mindestens die Secundaria und nur etwa zehn Prozent haben einen weiterführenden Abschluss.

Bodenschätze

Wertvolle Mineralerze und Gesteine finden sich in Argentinien nur in kleineren Mengen, so etwa Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zink, Eisen, Zinn, Wolfram, Glimmer und Kalkstein. Wirtschaftlich bedeutender sind die Erdöl- und Erdgas-Vorkommen im Nordwesten, Neuquén, der Gegend rund um die Bucht Golfo San Jorge und vor der Küste.

Flora und Fauna

Entsprechend den sehr unterschiedlichen Klimazonen Argentiniens variieren auch die Vegetation und die Tierwelt sehr stark. Insgesamt sind etwa zwölf Prozent der Landfläche bewaldet.

Flora
In den warmfeuchten tropischen und subtropischen Regenwäldern im Norden gedeihen tropische Pflanzen, wie Rosenhölzer (Dalbergia), Guajakholzbäume (Guaiacum officinale), Palisander (Jacaranda mimosifolia) und Quebracho-Bäume (Schinopsis lorentzii), aus denen Gerbsäure gewonnen wird, aber auch Palmen.
Der ebenfalls im Norden befindliche Gran Chaco verfügt über eine savannenartige Vegetation, welche von den Algarrobo-Bäumen (hauptsächlich Prosopis alba und Prosopis nigra) dominiert wird, Quebracho kommt auch vor. Der Süden und Osten des Chaco mit seinem milderen Klima wird intensiv landwirtschaftlich genutzt, während der Norden noch weitgehend ursprünglich ist.
Die Pampa ist geprägt von ausgedehnten Graslandschaften mit verschiedensten Gräsern. Von Eukalyptus (Eucalptus), amerikanischen Platanen (Platanus occidentalis) und Akazien (Acacia) abgesehen, finden sich hier keine Bäume; die ersteren beiden Gattungen sind nicht heimisch. Aufgrund des sehr feinen steinfreien Bodens ist eine landwirtschaftliche Bebauung gut möglich, so dass sich nur noch wenig ursprüngliche Vegetation erhalten hat.
Patagonien liegt schon im Schatten der Anden und ist eine karge und weitestgehend baumlose Landschaft. Hier herrschen wie in der Pampa auch die Gräser vor, die Vegetation ist aber den wesentlich trockeneren Gegebenheiten angepasst. Daneben findet man verschiedenste krautige Gewächse und Sträucher. Wegen des steinigen Boden ist Getreideanbau nicht möglich, stattdessen werden die Graslandschaften als Schafweide genutzt.
In den Vorgebirgen der Anden und auf Feuerland finden sich ausgedehnte Nadelwälder mit Fichten (Picea), Zypressen (Cypressus), Kiefern (Pinus), Zedern (Cedrus) und anderen Nutzhölzern. Nahe der chilenischen Grenze gibt es vereinzelte Gruppen von Scheinbuchen (Nothofagus). Die Baumgrenze liegt bei etwa 3.500 m. In den trockenen, nördlichen Hochlagen der Anden finden sich in den ariden Halbwüsten viele Kakteen (Cactaceae) und Dornsträucher.
Die Blüte des Ceibos (dt.: Hahnenkammbaum oder Korallenbaum) ist als so genannte "nationale Blume" eines der Nationalsymbole.

Fauna
Im tropischen Norden ist die Tierwelt äußerst vielfältig. Hier kann man hauptsächlich verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ozelots, Waschbären, Nasenbären, Ameisenbären, aber auch Tapire, Nabelschweine und Reptilien wie Schlangen und Alligatoren antreffen. Die Vogelwelt beherbergt im tropischen Norden Kolibris, Flamingos und Papageien. In den Flüssen sind neben vielen anderen Fischen auch Piranhas zu finden.
In der Pampa findet man Gürteltiere, Mähnenwölfe, Pampasfüchse, Pampaskatzen, Pampashirsche, Nandus, verschiedene Greifvögel wie Falken sowie Reiher.
In den kargen Gebieten der Anden trifft man auf die wilden Lamas, Guanakos und Vikunjas, sowie auf den Andenkondor. Raubtiere sind die Bergkatze, der Puma und der Andenschakal. An Salzseen finden sich häufig Zugvögel wie Flamingos.
In Patagonien und Feuerland ist das Tierleben artenärmer. Auch hier leben Pumas, Nandus und Guanakos; der Pudú ist ein kleiner Hirsch der südlichen Anden. Auf Feuerland nisten zudem Kormorane. Die patagonischen Küsten beherbergen Magellanpinguine und Kolonien von Südamerikanischen Seebären und Mähnenrobben.
Die Küstengewässer Argentiniens beherbergen unter anderem Südkaper, Orcas und Commerson-Delfine, daneben Seehechte, Sardinen, Makrelen und Dorados.

Gebirge und bedeutende Berge

In den argentinischen Anden gibt es eine Vielzahl sehr hoher Berge über 6.000 m Höhe. Hierunter befinden sich auch der höchste Berg des amerikanischen Kontinents, der Aconcagua mit fast 7.000 m Höhe und die beiden höchsten Vulkan der Erde, der Monte Pissis und der Ojos del Salado mit fast 6.900 m. In den Südanden sind die Höhen der Berge geringer, nichtdestotrotz sind viele wegen des feuchtkalten Klimas mit Schnee bedeckt.

Auch in den Sierras Pampeanas werden teilweise sehr hohe Höhen gemessen: Die Sierra de Famatina in der Provinz La Rioja erreicht ebenfalls über 6.000 m. Die Höhen dieses Gebirgskomplexes fallen jedoch nach Osten hin ab, in den Sierras de Córdoba werden nur noch maximal 2.800 Meter erreicht.

Die nördlichen Patagoniden (Mesetas Patagoniens) weisen im Südosten von Mendoza immerhin noch 4.700 m Höhe auf. In den anderen Gebieten Argentiniens erreichen die Berge nur in Ausnahmefällen über 1.000 m Höhe. Darunter fallen die Sierras Australes Bonaerenses an der Atlantikküste und das Hügel- und Bergland von Misiones.

Geographie

Argentinien hat eine Fläche von circa 2,8 Millionen Quadratkilometern und ist damit der zweitgrößte Staat Südamerikas. Das Land erinnert in seiner Gestalt an ein lang gezogenes Dreieck. Die Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt etwa 3.700 km, die von Westen nach Osten an der breitesten Stelle circa 1.400 km.

Das gesamte westliche Grenzgebiet wird von den Anden eingenommen, der längsten kontinentalen Gebirgskette der Erde. Deren höchster Berg, der Aconcagua mit 6.959 m Höhe, liegt nahe der argentinisch-chilenischen Grenze in der Provinz Mendoza. In den argentinischen Anden liegt auch der höchste Vulkan der Welt, der Monte Pissis (6.882 m).
Der zentrale Norden Argentiniens wird vom Gran Chaco, einer heißen Trockensavanne eingenommen. Östlich davon schließt sich entlang des Río Paraná das Hügelland der Provinz Misiones an. Dort befinden sich am Dreiländereck Argentinien/Paraguay/Brasilien die Wasserfälle von Iguazú, die zu den größten der Erde zählen.


Südlich davon, zwischen den großen Strömen Río Paraná und Río Uruguay, liegt das feuchte und sumpfige Mesopotamia. Am Río de la Plata, dem gemeinsamem Mündungstrichter dieser beiden Ströme, befindet sich die Stadt Buenos Aires und die gleichnamige Provinz Buenos Aires, das wirtschaftliche Herz Argentiniens. Hier konzentriert sich auch der Großteil der Einwohner des Landes.
Westlich und südlich von Buenos Aires erstrecken sich die Pampas, eine grasbewachsene Ebene, wo der größte Teil der Agrarprodukte des Landes erzeugt wird. In dieser Region befinden sich große Weizenfelder und Weideflächen für Rinder, deren Fleisch immer noch zu den Hauptexportgütern Argentiniens gehört.

Zwischen den Pampas und den Anden liegen im zentralen Argentinien die Gebirgszüge der Sierras Pampeanas. Diese Mittelgebirge erreichen Höhen von 2.800 m in den Sierras de Córdoba und bis zu 6.540 m in der Sierra de Famatina in La Rioja.
Das im Süden Argentiniens gelegene Patagonien ist von starken Westwinden geprägt und hat ein sehr raues Klima. Dieses Gebiet, das etwa ein Viertel der Fläche des Landes ausmacht, ist sehr dünn besiedelt. Der tiefste Punkt des Landes und Gesamtamerikas ist die Laguna del Carbón mit 105 m unter dem Meeresspiegel. Sie befindet sich zwischen Puerto San Julián und Comandante Luís Piedra Buena in der Provinz Santa Cruz.
Von Argentinien wird ein Sektor des antarktischen Kontinents beansprucht, siehe hierzu: Argentinisches Antarktisterritorium.

Geschichte

Vorgeschichte und Inka-Reich:
Die heute zu Argentinien gehörenden Gebiete waren vor der Kolonialisierung durch Spanien relativ dünn besiedelt. Man nimmt an, dass die „Entdeckung“ des Gebiets durch den Menschen etwa im 10. Jahrtausend vor Christi Geburt erfolgte, einige umstrittene Forschungen liefern allerdings Anhaltspunkte, dass das Gebiet schon im 20. Jahrtausend vor Christi Geburt besiedelt war.
Besonders die Stämme, die im Pampa-Raum lebten (Querandíes, Tehuelches) waren bis zum Eintreffen der Spanier nicht sesshaft und besaßen auch keine nennenswert entwickelte Technologie. Anders die Stämme im Nordwesten des Landes, die etwa ab dem frühen Mittelalter Land- und Viehwirtschaft praktizierten und vor allem auf dem Gebiet der Architektur weit fortgeschritten waren. Die Befestigungsanlagen von Quilmes in der Provinz Tucumán sind ein Zeugnis dafür. Im 13. und 14. Jahrhundert expandierte das Inka-Reich stark nach Süden und umfasste um 1450 weite Teile des Nordwestens Argentiniens, die maximale Ausdehnung des Reiches betrug bis in den Norden der heutigen Provinz Mendoza. Viele der Stämme dieser Region, wie die Kollas der Puna-Hochebene, übernahmen die Sprache (das Quechua) und die Technologie der Inkas. Die im Nord-Westen Argentiniens lebenden Diaguita hatten dem expandierenden Inka-Reich lange widerstanden. Die Guaraní und ihre Verwandten (Chiriguano, Mbya und Chané) lebten weiter östlich im Gran Chaco und im heutigen Misiones und wurden vom Inka-Reich nicht erfasst.

Spanische Kolonie:
Der spanische Seefahrer Juan Díaz de Solís erreichte als erster Europäer das heutige Argentinien im Jahre 1516.
Das Gebiet des heutigen Argentiniens wurde im 16. Jahrhundert von den Spaniern aus zwei Richtungen kolonisiert: Von Peru aus nahmen sie die nordwestlichen Teile des Landes in Besitz, während andererseits vom Atlantik aus spanische Niederlassungen am Stromsystem des Río de la Plata gegründet wurden, darunter Buenos Aires, wo sich die Spanier im Jahre 1580 auf Dauer etablieren konnten, nachdem ein erster Versuch zur Gründung einer spanischen Siedlung dort im Jahre 1536 am Widerstand der indigenen Bewohner der Pampa gescheitert war. Die weiter südlich gelegenen Gebiete des heutigen Argentinien wurden zwar theoretisch auch von Spanien beansprucht, blieben aber in der Kolonialzeit faktisch außerhalb der spanischen Herrschaftssphäre.
Administrativ war das heutige Argentinien zunächst Teil des Vizekönigreichs Peru, welches Südamerika mit Ausnahme der portugiesischen Einflusssphäre umfasste.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde das spanische Südamerika politisch neu gegliedert. Nachdem schon 1717 das Vizekönigreich Neugranada im nördlichen Südamerika vom Vizekönigreich Peru getrennt worden war, wurde im Jahre 1776 auch das Vizekönigreich des Río de la Plata im südlichen Südamerika von diesem abgespalten. Dieses umfasste neben Argentinien noch das heutige Bolivien, Paraguay und Uruguay.
Hauptstadt des neuen Vizekönigreiches Río de la Plata wurde Buenos Aires. Die Stadt erhielt außerdem das Recht, eigenständig Handel zu treiben. Dies führte zu einem raschen Wachstum der Stadt in den letzten Dekaden des 18. Jahrhunderts und zu einem ersten Aufflammen eines argentinischen Nationalbewusstseins.
1806 und 1807 versuchten die Engländer innerhalb eines Konfliktes mit Spanien zweimal, Buenos Aires zu besetzen. Diese Besetzungen scheiterten, jedoch nicht an der Gegenwehr der spanischen Truppen, sondern am erbitterten Widerstand seitens der Bevölkerung. Durch diesen Erfolg sahen sich die Nationalisten in ihren Ambitionen gestärkt und bereiteten die Unabhängigkeit des Landes vor, indem sie immer weitgehendere Zugeständnisse des Vizekönigs an lokale Bürgervereinigungen, den so genannten Cabildos Abiertos erlangten.

Bildung eines Nationalstaates:
Inspiriert durch die Französische Revolution und den erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg der USA griffen liberale Ideen auch auf Lateinamerika über.
Die am 25. Mai 1810 in Buenos Aires erklärte Unabhängigkeit hatte nur lokale Wirkung; viele Landesteile am Río de la Plata suchten eigene Wege. 1811 spaltete Paraguay sich ab.
Militärische Erfolge durch José de San Martín und Simón de Bolívar in den Jahren 1814 bis 1817 änderten jedoch die Situation derart, dass sich das restliche Vizekönigreich des Río de la Plata am 9. Juli 1816 für unabhängig erklärte.
Es folgten Jahre turbulenter innenpolitischer Auseinandersetzungen, während derer sich Bolivien 1825 und Uruguay 1828 abspalteten. Zur selben Zeit flammte der Konflikt auf zwischen den sogenannten Unitariern, die einen auf Buenos Aires konzentrierten Zentralstaat favorisierten, und den Föderalisten, die die Unabhängigkeit der einzelnen Provinzen erhalten wollten. Zwischen 1827 und 1852 waren die Provinzen voneinander unabhängig, die Provinz Buenos Aires hatte jedoch wegen ihrer starken Handelsmacht eine Vormachtstellung inne. Gegen die 1836 erfolgte Konföderation der Nachbarstaaten Peru und Bolivien ging Argentinien ab 1837 gemeinsam mit Chile im Peruanisch-Bolivianischen Konföderationskrieg militärisch vor.
Auf die Jahre der Befreiung folgte eine konservative und föderalistische Gegenbewegung unter Juan Manuel de Rosas von 1829 bis 1852, während der liberale Politiker ins Exil gezwungen wurden.
Rosas Diktatur endete durch einen Umsturz unter General Justo José de Urquiza, der von Uruguay und Brasilien unterstützt wurde. 1853 wurde von den Provinzen eine republikanische Verfassung verabschiedet, die Buenos Aires nicht anerkannte.
1859 endeten die Auseinandersetzungen militärisch, mit folgender Einheit Argentiniens. Der liberale Politiker Bartolomé Mitre wurde 1862 von der Nationalversammlung zum Präsident gewählt. Ihm folgte 1868 Domingo Faustino Sarmiento.
1869 wurde unter Sarmiento die erste nationale Volkszählung durchgeführt. Argentinien hatte demnach zu dieser Zeit 1.836.490 Einwohner, davon lebten 31 % in der Provinz Buenos Aires. 8 % der gesamten Bevölkerung waren Europäer (im Sinne von „nicht argentinische Staatsbürger“). Nur noch 5 % waren Indios. 71% der Bevölkerung waren Analphabeten und weniger als 17 % der 300.000 Wahlberechtigten konnte schreiben.
In diese Zeit fällt der blutige Tripel-Allianz-Krieg (1865–1870) zwischen dem siegreichen Argentinien, Brasilien und Uruguay gegen Paraguay. Im folgenden Jahrzehnt wurde die Pampas durch General Julio Argentino Roca vollständig unterworfen, der nach seinem Sieg 1880 zum Präsidenten gewählt wurde. Im selben Jahr wurde Buenos Aires offiziell zur Hauptstadt Argentiniens erklärt.

Die konservative Scheindemokratie:
Die Jahre von 1880 bis 1929 brachten Argentinien wirtschaftlichen Aufschwung und verstärkte Einwanderung, hauptsächlich aus Europa. Diese wurde von einem Gesetz von Rocas Vorgänger Nicolás Avellaneda stimuliert, das die Erlangung einer Aufenthaltsgenehmigung stark vereinfachte. Die Wirtschaft war stark auf den Export von Rohstoffen und den Import von Industrieprodukten eingestellt. Diese Periode endete mit der Weltwirtschaftskrise.
Die Regierung Roca und die folgenden Regierungen waren oligarchisch ausgerichtet, mit großem Einfluss der Großgrundbesitzer. Dem Gros der Bevölkerung wurde durch ein ausgeklügeltes Wahlbetrugs-System die politischen Rechte vorenthalten. Das System, in das praktisch alle mit den Wahlen zusammenhängende Institutionen verwickelt waren, basierte auf mehreren Pfeilern: Fälschung der Wählerlisten (z.B. Mehrfachnennung einzelner Wähler, Nennung von toten Wählern, Nichtnennung von Sympathisanten politischer Gegner), Mehrfachwahl einzelner Bürger in verschiedenen Distrikten, Nichtzulassung der nicht gewünschten Wähler sowie Nichtanerkennung und Anullierung von unliebsamen Wahlergebnissen. Vereinfacht gesagt: Nur wer der Oberklasse angehörte oder mit der Regierung kollaborierte, durfte wählen – alle anderen wurden mit dem Spruch ya votaste (du hast schon gewählt) wieder nach Hause geschickt. Auch die Einwanderer, die zu dieser Zeit bereits einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung ausmachten, hatten als Ausländer kein Stimmrecht. Aus Unmut über diese Verhältnisse wurde Mitte der 1880er Jahre eine Gegenbewegung gegründet, die Unión Cívica (Bürgerunion). Sie machte ab 1890 durch gewaltsame Aufstände auf sich aufmerksam und erlangte trotz des erbitterten Widerstands der Oligarchen einige Zugeständnisse.
Nationalistische Ideen wurden seit 1900 populär. Sie orientierten sich eher an Europa denn an den USA.
Die Einwanderer organisierten sich derweil in solidarischen Gemeinschaften, die den Grundstein für die späteren Gewerkschaften bildeten. 1901 wurde ein anarchistisch orientierter gewerkschaftlicher Dachverband, die FORA, gegründet, der gemeinsam mit der Unión Cívica und der von deutschen Einwanderern gegründeten Sozialistischen Partei die Opposition bildeten. Die FORA und die Sozialisten wurden von der Regierung verfolgt, nur die Unión Cívica konnte Achtungserfolge erlangen. 1912 wurde auf Drängen der Opposition der Präsident Roque Sáenz Peña dazu gezwungen, die Wahlpflicht einzuführen, die den vorherigen Wahlbetrugs-Mechanismus unmöglich machte.

Einführung der Demokratie:
1916 löste die Unión Cívica Radical (Radikale Bürgerunion) unter Hipólito Yrigoyen, eine Abspaltung der Unión Cívica, die bestehende Regierung ab. Dieser Machtwechsel wurde möglich gemacht durch die Reform des Wahlgesetzes im Jahre 1912.
Yrigoyen und sein Nachfolger Marcelo T. de Alvear (1924-1928) versuchten, eine Politik des nationalen Konsens zu führen. Mit den Gewerkschaften wurden Verhandlungen aufgenommen, ebenfalls mit der Studentenbewegung, die 1918 in Córdoba die Reform der verkrusteten Universitätshierarchien forderten. Dennoch kam es weiterhin zu blutigen Arbeitskämpfen in Buenos Aires (1919) und in Patagonien (1921-1922).
1928 wurde Yrigoyen erneut zum Präsidenten gewählt. Mit der Weltwirtschaftskrise erhielt die konservative Oppositionsbewegung allerdings wieder Zulauf, Pläne für einen Staatsstreich wurden geschmiedet.

Weltwirtschaftskrise:
1930 wurde Yrigoyen von einem Militärputsch gestürzt. Der konservative General José Félix Uriburu machte sich daran, die alte Ordnung wiederherzustellen. Dennoch sollte das demokratische System beibehalten werden. 1932 kam es zu Wahlen, aus denen Agustín Pedro Justo als Sieger hervorging. Besonders in der Provinz Buenos Aires war es jedoch zum ersten Mal zum sogenannten patriotischen Wahlbetrug gekommen, der in den folgenden Jahren die Kontinuität der konservativen Regierungen absicherte.
Der Zusammenbruch des internationalen Handels führte zum Beginn der so genannten "Import-Substitution-Industrialisierung" mit Aufbau von Industrie und stärkerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Gleichzeitig bestand ein Klima der politischen Auseinandersetzung zwischen rechten, faschistischen und linken, radikalen Parteien. Die Politik Argentiniens war in dieser Zeit durch rechtsgerichtete und militärische Regierungen geprägt. Demokratie existierte nur auf dem Papier, Wahlbetrug war an der Tagesordnung, so dass die 1930er Jahre in Argentinien unter dem Namen década infame (deutsch: berüchtigtes Jahrzehnt) bekannt sind. Der 1938 zum Präsidenten gewählte Roberto María Ortiz bemühte sich um die Stärkung der Demokratie, scheiterte damit jedoch und wurde 1942 nach seinem Rücktritt von dem erzkonservativen Ramón Castillo ersetzt, der die alte Wahlbetrugspolitik wieder herstellte, damit aber immer mehr auf den Unmut der Bevölkerung und auch des Militärs stieß, vor allem wegen seiner Politik der Unterstützung der Alliierten im 2. Weltkrieg, die von einer neuen Gruppe pro-faschistischer Generäle in Frage gestellt wurde.

Zweiter Weltkrieg:
Ramón Castillo wurde 1943 durch einen Putsch entmachtet, es folgte eine Übergangsphase bis 1946, in der das Militär die Macht ergriff. Argentinien war im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral, sympathisierte mit den Achsenmächten, und unterstützte gegen Kriegsende die Alliierten. In der Zeit gelang es dem jungen Offizier Juan Perón, sich trickreich an die Macht zu manövrieren: Er belegte unter den Militärs das Arbeitsministerium und wurde wegen seiner weitreichenden Zugeständnisse an die Gewerkschaften schnell zu einem Volksheld in der Arbeiterklasse. Als sich 1945 eine demokratische Oppositionsbewegung gegen die Militärs bildete, versuchten diese, den sozialen Frieden wieder herzustellen, indem sie Perón entließen und verhafteten. Doch als die Oppositionsbewegung weiterhin für einen demokratischen Umschwung demonstrierte und die Lage unhaltbar wurde, entschieden sich die Militärs für das kleinere Übel und montierten eine Propaganda-Kampagne für Perón, um die Opposition abzuwürgen. Die Arbeiterklasse sprang auf diese Kampagne auf und demonstrierte in einer Massenveranstaltung für dessen Freilassung. Nachdem Perón freigekommen war, nutzte er seine Popularität und sorgte für die Ausrichtung von freien Wahlen.

Peronismus:
Juan Perón gewann die Wahlen 1946 mit nur geringem Vorsprung, dominierte jedoch mit seiner Frau Eva Perón (genannt Evita, † 1952) das politische Leben bis 1955. Teil der peronistischen Politik war die Nationalisierung wichtiger Industriezweige und die Ausweitung des Importsubstitutions-Modells auf die Konsumgüterindustrie. Perón setzte 1949 eine Verfassungsänderung durch, die ihm eine zweite Präsidentschaft erlaubte. Seine Regierungszeit kann man als Mischung aus Demokratie und Diktatur bezeichnen: Andere Parteien waren zwar zugelassen und es gab freie Wahlen, doch die Medien sowie die Gewerkschaftsbewegung unterlagen der Kontrolle durch Perón und seiner Bewegung. Personenkult und nationalistische Propaganda waren wichtige Pfeiler von Peróns Herrschaft. Vor allem in seiner ersten Regierungszeit erlebte Argentinien die Industrialisierung weiter Teile des zuvor landwirtschaftlich geprägten Landes und eine darauf folgende wirtschaftliche Blütezeit mit einem Wohlstandsniveau, das später nie wieder erreicht wurde. Aus dieser Zeit stammt der Ausspruch Peróns, von dem, was eine argentinische Familie in den Müll wirft, könnten fünf europäische Familien überleben. Bis in die 1950er Jahre war Argentinien tatsächlich weitaus wohlhabender als die unter den Kriegsfolgen leidenden europäischen Länder.
Perón ist in Deutschland heute vor allem wegen seiner angeblichen Sympathie für die Ideologie des Nationalsozialismus umstritten, was sich im Wesentlichen auf isolierte Aussagen der Bewunderung für Mussolini stützt. NS-Verbrecher wie Adolf Eichmann, Josef Mengele oder Walter Rauff fanden nach 1945 in Argentinien Unterschlupf, oft mit Hilfe des Vatikans. Noch heute leben vermutlich weniger bekannte und daher unentdeckt gebliebene Nazis in Argentinien. Auf die argentinische Gesellschaft und Politik hatte dies aber einen extrem marginalen Einfluss.
Die Konservativen beobachteten Perón mit Misstrauen und schmiedeten in der zweiten Präsidentschaft Peróns Pläne für den gewaltsamen Umsturz. Es entstand eine breite konservativ-liberale, sowie nationalistische, Oppositionsbewegung, die vor allem von der alten Großgrundbesitzer-Oligarchie, aber später auch von der katholischen Kirche unterstützt wurde. Einsetzende wirtschaftliche Probleme führten dazu, dass diese Bewegung auch von einem Teil der Mittelschicht und der Industriellen unterstützt wurden, doch die Arbeiterklasse blieb Perón treu.

Putsch und Instabilität:
Ein Militärputsch unter Führung von Eduardo Lonardi, beendete 1955 Peróns Regierung. Doch auch nach seiner Entmachtung blieb Perón bei den Massen beliebt und aus dem Exil heraus einflussreich.
In den folgenden Jahren prägte der Konflikt zwischen drei Interessengemeinschaften die Politik: Die Nationalpopulisten wollten die Wirtschaftspolitik der Peronisten nur wenig reformieren und weiterhin auf eine Industrialisierung auf Basis von argentinischem Kapital setzen. Die Entwicklungspolitiker wollten den Industrialisierungsprozess auf Zwischenprodukte und langlebige Konsumgüter wie Autos ausweiten, also auf Sektoren, die von ausländischem Kapital bestimmt waren. Die Liberalen, die vor allem von den gut gestellten Klassen unterstützt wurden, wollten dagegen ineffiziente Industrien abschaffen und stattdessen auf den freien Handel setzen.
Lonardi wurde noch im Jahr 1955 von Pedro Aramburu abgelöst, der im Kern die Verfassung von 1853 wieder einsetzte. Wahlen im Februar 1958 brachten den der Entwicklungspolitiker-Fraktion angehörige Arturo Frondizi von der UCRI, Unión Cívica Radical Intransigente (Unbeugsame Radikale Bürgerunion), einer populistischen Fraktion der alten UCR, Unión Cívica Radical (Radikale Bürgerunion), mit Unterstützung durch einen Teil der Peronisten, Politikern verschiedener Provinzparteien bis hin zu den Kommunisten an die Regierung.
Frondizis Regierung endete 1962 durch das Militär, das ihm peronistische Sympathien vorwarf. Es bestimmte José María Guido, den Vorsitzenden des Senats, zu seinem Nachfolger. Frondizi wurde auf der Insel Martín García interniert. Die folgenden Wahlen vom Juli 1963, an denen Peronisten und Kommunisten nicht teilnehmen durften, gewann der erklärte Nicht-Peronist Arturo H. Illia von der UCRP, Unión Cívica Radical del Pueblo (Radikale Bürgerunion des Volkes). Die UCRP erreichte zwar die Mehrheit der Stimmen, was jedoch trotzdem nur einen Anteil von ca. 25 % der insgesamt abgegebenen Stimmen entsprach. Die UCRI des gestürzten Präsidenten Frondizi erreichte mit 16 % den dritten Platz. Etwa 40% der abgegebenen Stimmen verteilten sich auf 47 weitere Parteien. Obschon Illias Stil und Rhetorik sich nüchterner, weniger nationalistisch und populistisch zeigten, war seine Wirtschafts- und Sozialpolitik einem klassischen wirtschafts-nationalistischen Modell näher als die Frondizis. So machte er beispielsweise die von Frondizi geschlossenen Verträge mit ausländischen Ölfirmen rückgängig. Illias Politik zeichnete sich darüber hinaus durch ihren strikten Respekt für demokratische Prozeduren und Normen aus, was ihm aber nicht zur Unterstützung der peronistischen Gewerkschaften verhalf.
Erfolge der Peronisten in Regionalwahlen und Nachwahlen 1965 sowie Arbeiterunruhen aufgrund der schlechten Wirtschaftslage führten zu einem erneuten Putsch am 28. Juni 1966 durch General Juan Carlos Onganía, der amtierende Präsident Arturo Umberto Illia wurde für abgesetzt erklärt. Der konservative Onganía wurde am 28. Juni als neuer Präsident vereidigt und richtete eine Diktatur ein, die von „Experten“ geleitet werden sollte. Das Parlament wurde aufgelöst und die Parteien verboten. Die Regierung Onganía setzte weiterhin auf den entwicklungspolitischen Ansatz und weitete die Industrialisierung weiter aus, nun aber mit vermehrter Beteiligung multinationaler Unternehmen im Zeichen eines wirtschaftsliberalen Kurses. Obwohl der mächtige peronistische Gewerkschaftsführer Augusto Vandor, auch el lobo (der Wolf) genannt, die Regierung Onganías ursprünglich unterstützt hatte, sah sich das Regime alsbald einer Opposition aus Arbeitern und Studenten entgegen, die ab 1969 in eine zunehmende Spirale der Gewalt mündete. 1969 etwa wurde Vandor von linksgerichteten peronistischen Guerrillas ermordet, die versuchten die Bewegung des exilierten Anführers auf ihren Kurs einzuschwenken.
Im selben Jahr kam es zu Unruhen in Córdoba (Cordobazo) und Rosario (Rosariazo), die Onganía die Präsidentschaft kosteten. Nachfolger wurde Roberto Levingston, der sich als Vorbereiter eines demokratischen Umschwungs sah, aber schon 1971 erneut nach Unruhen in Córdoba (Viborazo) den Hut nehmen musste. In der gesamten Epoche erlebten verschiedene Guerilla-Organisationen regen Zulauf, die von einem Teil der Studentenbewegung unterstützt wurden. Die Montoneros, die größte von ihnen, war peronistisch, während andere wie das Ejército de Liberación Nacional (ELN) und das Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) kommunistisch orientiert waren. Besonders die ERP stach durch ihre sozialen Aktivitäten (z.B. Essensabgabe in Slums) hervor, was sie in der Bevölkerung und bei den Studenten sehr beliebt machte.
Der letzte vom Militär ernannte Präsident, Alejandro Lanusse, bereitete seit seinem Amtsantritt 1971 die Wiederherstellung der Demokratie vor. Proteste und Gewalt sowie ein ständiges Taktieren zwischen dem im Exil lebenden Perón und Lanusse prägten die Jahre 1972 und 1973. Die Wahl vom März 1973 gewannen die Peronisten mit Héctor José Cámpora als Präsidentschaftskandidaten, der jedoch im Wahlkampf schon darauf aufmerksam machte, dass er im Fall einer Rückkehr Peróns ihm den Platz frei machen würde.
Nach eskalierendem Terror von Rechts und von Links und Peróns Rückkehr trat Cámpora zurück und ermöglichte Peróns erneute Präsidentschaft. Perón fuhr in dieser Zeit jedoch einen harten Rechtskurs. Die wirtschaftlichen Probleme konnte er nicht lösen. Nach Peróns Tod im Juli 1974 folgte ihm Isabel Perón, seine dritte Ehefrau, im Amt. Ihre Regierungszeit war von wirtschaftlichem Niedergang und erneutem Terrorismus geprägt. Die schon unter Perón gegründete halbstaatliche Terrorbrigade Alianza Anticomunista Argentina (AAA) sorgte für die ersten so genannten Verschwundenen und ermordete zahlreiche Opositionelle und Aktivisten der Linken.

Militärdiktatur und Staatsterror:
Im März 1976 übernahm das Militär unter Jorge Rafael Videla erneut die Regierungsgewalt, unterstützt von der Fraktion der Liberalen, die angesichts der Wirtschaftskrise ihre Stunde gekommen sahen. Der sogenannte „Prozess der Nationalen Reorganisation“ (Proceso de Reorganización Nacional oder kurz Proceso) sollte die als „krank“ betrachtete argentinische Gesellschaft wieder zu konservativen Idealen bekehren sowie die linken Guerillaorganisationen endgültig vernichten. Eine Demokratisierung kam für die Militärs erst nach einem erfolgreichen Abschluss dieses "Prozesses" in Betracht.
Terror und Gegenterror sowie der vom Wirtschaftsminister Martinez de Hoz initiierte vollkommen erfolglose Aufbruch in den Neoliberalismus, der zwar zur Inflationsbekämpfung nach der liberalen Schule geeignet erschien, aber letztendlich einem nationalen Ausverkauf gleichkam und 40% der argentinischen Industrie zerstörte, prägte die folgenden Jahre. In der Kampagne der Militärregierung gegen ihre politischen Gegner, insbesondere gegen die Montoneros, wurden nach Angaben der Argentinischen Kommission für Menschenrechte nachweisbar etwa 2.300 Menschen ermordet und 10.000 verhaftet. Zwischen 20.000 und 30.000 Menschen, Desaparecidos genannt, verschwanden in dieser Zeit spurlos. Die Madres de Plaza de Mayo verlangen seit 1977 erfolglos die Aufklärung dieser Verbrechen.
Videlas Nachfolger Roberto Viola (März 1981) und Leopoldo Galtieri (Dezember 1981) vermochten das Land nicht aus der schweren Wirtschaftskrise zu befreien. Der Versuch, Argentinien durch die Besetzung der Islas Malvinas (Falklandinseln) im April 1982 zu mobilisieren, versagte aufgrund des britischen Sieges im Falklandkrieg im Juni 1982. Galtieri wurde daraufhin durch Reynaldo Bignone abgelöst, der nach Massenprotesten gegen die Diktatur die Demokratisierung einleitete.

Demokratisierung:
Hoch verschuldet und wirtschaftlich angeschlagen wählte Argentinien im Oktober 1983 Raúl Alfonsín von der Unión Cívica Radical zum Präsidenten. Alfonsín führte Militärreformen ein, bekam die Wirtschaftsprobleme aber nicht unter Kontrolle. 1985 wurde die Währung reformiert und der Austral eingeführt, begleitet von einer schockartigen Sparpolitik, verbunden mit einem allgemeinen Lohn- und Preisstopp. Ab 1987 verschärfte sich jedoch die Inflation erneut. Im Jahr 1989 kam es trotz zahlreicher wirtschaftlicher Notprogramme zur Hyperinflation, der Dollarkurs stieg auf mehrere Hundert Australes, und die Armutsrate vervielfältigte sich, bis sie bei 48 Prozent einen vorläufigen Rekord erreichte.
Die Peronisten gewannen die Wahl vom Mai 1989 in dieser krisenhaften Situation mit Carlos Menem, der zunächst eine Rückkehr zu peronistischen Umverteilungs-Idealen versuchte, schnell jedoch auf einen strikt neoliberalen Kurs umschwenkte. Aber erst 1991 konnte mit Hilfe des sogenannten Plan de Convertibilidad des neuen Wirtschaftsministers Domingo Cavallo die Inflation effizient bekämpft werden. Cavallo führte einen festen Dollarkurs von 10.000 Australes pro US-Dollar ein. 1992 wurde der Austral durch den Argentinischen Peso abgelöst, der 10.000 Australes und somit genau einen Dollar wert war. Im Rahmen des Konvertibilitätsplans wurde jedem Peso ein Dollar als Rückhalt in den Reserven einprogrammiert, was bedeutete, dass man unter Garantie des Staates jederzeit Pesos in Dollar im Verhältins 1:1 umtauschen konnte. Die – allerdings teilweise schlecht organisierte – Privatisierung von Staatsbetrieben sowie eine Restrukturierung der Staatsschulden führten zu einer kurzzeitigen Erholung. Meist ausländische Investoren erwarben die argentinischen Staatsbetriebe und andere marode Firmen und strukturierten sie um, was in vielen Fällen allerdings auch Massenentlassungen zur Folge hatte.
Nach einer breit getragenen Verfassungsreform gewann Menem 1995 ein zweites Präsidentschaftsmandat. Im selben Jahr schwappte die 1994 begonnene Tequila-Krise aus Mexiko über und sorgte zum ersten Mal seit 1990 wieder für eine Rezession. Die Dollar-Parität führte langsam zu einer Überbewertung des Peso. So wies der Big-Mac-Index des Economist eine Überbewertung des Peso um ca. 20% aus. Viele Betriebe mussten wegen der erdrückenden Konkurrenz von Billigimporten aus Asien schließen, die Arbeitslosigkeit erreichte Rekordhöhen. Dennoch wurde die Dollarparität zunächst beibehalten und die Wirtschaft erholte sich trotz der negativen Effekte durch die Asien-, Russland- und Brasilien-Krise bis 1998 wieder leicht.

Wirtschaftskrise:
Ab Ende 1998 befand sich Argentinien in einer tiefen deflationären Wirtschaftskrise. 1999 schöpfte die Bevölkerung Hoffnung durch die Wahl Fernando de la Rúas zum argentinischen Präsidenten. De la Rúa trat mit einer mitte-links Koalition an und konnte die peronistische Regierung ablösen. Allerdings führte der richtungslose Kurs der Regierung unter De la Rúa und Streitereien innerhalb der Koalition zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Der Wirtschaftsminister wechselte mehrere Male bis De la Rúa mit Domingo Cavallo einen ehemaligen Peronisten und den Vater der 1:1-Bindung an den US-Dollar als Wirtschaftsminister in die Regierung holte. Dieser fühlte sich Ende 2001 genötigt alle Bankkonten einzufrieren, was einen Sturm der Empörung in der Bevölkerung auslöste der seinen Ausdruck vor allem in den so genannten Cacerolazos (gemeinschaftliches lautes Schlagen mit einem Kochlöffel auf einen Kochtopf) fand. Darüber hinaus gab es Ende 2001 massenweise Plünderung in und um Buenos Aires durch Arbeitslose und so genannte Piqueteros. (Piqueteros sind organisierte Arbeitslose, die durch so genannte Piquetes (Straßen- und Firmenblockaden) auf ihre Situation aufmerksam machen wollen.) De la Rúa trat schließlich am 21. Dezember 2001 von seinem Amt zurück, nachdem in den Tagen zuvor mehr als 25 Menschen in gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei ums Leben kamen. Die daraufhin folgende Regierungen unter Adolfo Rodríguez Saás erklärte schließlich den Staatsbankrott, doch nach fünf Tagen trat auch er infolge des Widerstands aus der eigenen, peronistischen Partei zurück. Sein Nachfolger Eduardo Duhalde, dem eher konservativen Menemistischen Flügel der Peronisten angehörig, wertete dann die Währung weitgehend unkontrolliert ab, so dass diese zeitweise auf unter 25% ihres vorherigen Wertes fiel.
Ein weiterer Höhepunkt der Wirtschaftskrise war die erste Jahreshälfte 2002, in der die Arbeitslosigkeit und die Armutsrate auf Rekordhöhen stiegen. Die Unzufriedenheit mit der Situation führte vor allem bei den unterprivilegierten Schichten (Arbeitslosen) und dem Mittelstand zu häufigen Demonstrationen.
Seit Mitte 2002 stabilisierte sich die Situation jedoch langsam, und seit Ende des gleichen Jahres konnte wieder ein Wirtschaftswachstum verbucht werden. Im Mai 2003 wurde nach einer sehr chaotisch verlaufenden Präsidentschaftswahl Néstor Kirchner zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Er gehört eher zum linken Flügel der peronistischen Partei an. Trotz seines niedrigen Wahlergebnisses ist dieser jedoch zur Zeit in der Bevölkerung sehr beliebt, da er fällige Reformen angeht, die die Situation des Landes auf allen (auch auf sozialen) Gebieten verbessern könnten. Derzeit ist die Wirtschaft weiterhin auf Erholungskurs: 2003 verbuchte Argentinien ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 8,7% gegenüber -10,9% im Jahr 2002.
Bei den Wahlen zum argentinischen Senat und zur argentinischen Abgeordnetenkammer im Oktober 2005 gingen die Anhänger Néstor Kirchners mit etwa 40% der Stimmen als Sieger hervor. Bei der Wahl um Senatorenposten der wichtigen Provinz Buenos Aires gewann seine Frau Cristina Fernández de Kirchner gegen die Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Eduardo Duhalde Hilda González de Duhalde, die ebenfalls der Peronistischen Partei angehört. Der Präsident wurde somit gestärkt und kann sich in beiden Kammern auf eine breite Mehrheit auch innerhalb seiner eigenen Partei stützen. Er wird daher in Zukunft voraussichtlich weniger häufig per Dekret regieren müssen.

Hydrologie

Argentiniens Hydrologie wird von den Zuflüssen des Río de la Plata dominiert. Sein Einzugsgebiet umfasst etwa 5.200.000 km². Etwa ein Drittel hiervon liegt in Argentinien, der Rest in Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Zuflüsse des Río de la Plata sind der Río Paraná und der Río Uruguay.

Das zweitwichtigste Einzugsgebiet hat der Río Colorado in Nordpatagonien, dessen wichtigster Zufluss, der Río Salado del Oeste, einen Großteil Westargentiniens entwässert, wobei jedoch ein Großteil seines Wasservolumens wegen des trockenen Klimas bereits auf dem Weg verdunstet oder in Sumpfgebieten versickert.

Argentinien weist zwei größere Seengebiete auf. Das umfangreichste liegt am Fuß der Südanden, wo sich eine lange Kette von Schmelzwasserseen von der Provinz Neuquén bis nach Feuerland erstreckt. Daneben finden sich in der westlichen zentralen Pampa und im südlichen Chaco zahlreiche Flachlandseen, die teilweise nur wenige Meter tief und oft salzhaltig sind.

Besonders bedeutend ist der Flachlandsee Laguna Mar Chiquita mit 5770 km² in der Provinz Córdoba sowie die Andenseen Lago Argentino (1415 km²) und Lago Viedma (1088 km²), beide im Naturpark Los Glaciares gelegen, der zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Dort befindet sich auch der Gletscher Perito Moreno.

Inseln

Argentinien hat trotz seiner langgestreckten Küstenlinie nur wenige Inseln. Die größte Insel ist Feuerland (21.051 km²), die sich Argentinien (Provinz Tierra del Fuego) und Chile teilen. Weiterhin bedeutend ist das Archipel der Malwinen (Falklandinseln), die zwar von Argentinien beansprucht werden, aber unter britischer Verwaltung stehen. Die Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falkland-Krieg aus, der bis zum 14. Juni 1982 dauerte und mit einer Niederlage Argentiniens endete. Ihre größten Inseln sind die Isla Soledad (6.353 km²) und die Gran Malvina (4.378 km²). Unter dem selben Status befindet sich Südgeorgien und die südlichen Sandwichinseln.

Das einzige weitere Inselgebiet von Bedeutung ist der Süden der Provinz Buenos Aires, wo sich in den Buchten Bahía Blanca und Bahía Anegada zwei ausgedehnte Wattenmeere befinden. Die Inseln dort sind flach und mit Ausnahme der Isla Jabalí, auf der der Badeort San Blas liegt, unbewohnt. Größte Insel ist Trinidad mit 207 km². Desweiteren gibt es vor der patagonischen Küste einige kleinere Felseninseln.

Klima

Argentinien hat von tropischen Gebieten im äußersten Nordosten über subtropische im restlichen Norden und eine ausgedehnte gemäßigte Klimazone bis hin zu kalten Klimaregionen im Süden und in den Anden nahezu alle Klimazonen in einem Land vereint.

Der Nordwesten Argentiniens ist im Bereich der Anden trocken mit einer kurzen Regenzeit im Sommer. In ihr findet man die Hochwüste Puna, deren Westen zu den regenärmsten Gebieten der Welt zählt, sowie den steppenhaften, unfruchtbaren Monte am Fuß der Anden in den Provinzen Mendoza, San Juan und La Rioja. Eine Abweichung von dieser Regel sind die subtropischen Nebelwälder in den Provinzen Tucumán, Salta und Jujuy, die im Sommer extrem feucht, im Winter aber relativ trocken sind. Der Gran Chaco im zentralen Norden ist zwar etwas feuchter, seine Niederschläge konzentrieren sich jedoch ebenfalls auf den Sommer, das gleiche gilt für die Region der Sierras Pampeanas in Zentralargentinien. Der Nordosten sowie die Pampa-Region sind das ganze Jahr über feucht, wobei die höchsten Niederschlagsmengen im subtropischen Regenwald der Provinz Misiones zu finden sind.

Im Süden (Patagonien) ist es umgekehrt: der Westen, die Anden, sind ständig feucht und von der Temperatur kühl gemäßigt, während der Osten, das patagonische Schichtstufenland, sehr trocken und halbwüstenhaft ist. In dieser Region bestimmt der regelmäßig alle ein bis zwei Wochen vom Südwesten her blasende Pampero-Wind das Klima. Ein Sonderfall ist das Klima in Feuerland, wo die Temperaturen in Sommer und Winter nur wenig auseinander liegen, es jedoch insgesamt sehr kühl ist und die Niederschlagsmengen relativ hoch sind.

Politik

Nach der Verfassung von 1994 ist Argentinien eine föderalistische, republikanische Präsidialdemokratie.

Der Präsident ist das Oberhaupt des Staates und hat eine sehr starke Stellung (unter anderem die Möglichkeit per Dekret zu regieren). Er wird alle vier Jahre (früher: alle sechs Jahre) in zwei Wahlgängen direkt gewählt, wobei der siegreiche Kandidat 45 oder mehr Prozent erreichen muss, um in der ersten Runde zu gewinnen, beziehungsweise zehn Prozentpunkte Vorsprung vor dem Zweitplatzierten haben muss. Dieselbe Person kann höchstens während zwei aufeinander folgenden Perioden Präsident sein, kann aber nach Ablauf von vier Jahren wieder für das Amt kandidieren.

Die Legislative (Überbegriff: Congreso (Kongress) bestehend aus Abgeordnetenkammer und Senat) wird in allen Provinzen zu anderen Zeitpunkten nach Mehrheitswahlrecht gewählt. Die Anzahl der Abgeordneten der Abgeordnetenkammer beläuft sich auf einen Abgeordneten pro 33 000 Einwohner. Die Abgeordneten werden für vier Jahre gewählt, allerdings jeweils die Hälfte der Abgeordneten alle zwei Jahre. Die Anzahl der Senatoren beträgt drei je Provinz und drei für die autonome Stadt Buenos Aires. Es wird nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt; zwei Senatorensitze erhält die Partei mit den meisten Stimmen, einen Sitz die Partei mit den zweitmeisten Stimmen. Die Senatoren werden für einen Zeitraum von sechs Jahren gewählt, alle zwei Jahre wird ein Drittel der Senatoren gewählt.

Wichtigste Partei ist die aus der peronistischen Bewegung hervorgegangene PJ (Partido Justicialista) (auf deutsch meist: peronistische Partei genannt), dahinter folgen mit heute weitem Abstand UCR (Unión Cívica Radical) und FrePaSo (Frente País Solidario) (Linkspartei) sowie die neueren Parteien ARI (sozialdemokratisch) und Recrear (liberal-konservativ). Die bekanntesten Linksparteien sind Izquierda Unida und der Partido Socialista. Das europäische Rechts-Links-Schema lässt sich in Argentinien nicht anwenden, da viele Parteien, besonders die dominierende peronistische Partei, häufig ihre Ausrichtung ändern.

Seit Ende der 90er Jahre finden die hauptsächlichen Debatten zwischen den Flügeln des PJ statt, die ideologisch sehr verschieden sind. Die Flügel werden meist mit dem Namen ihrer führenden Persönlichkeit bezeichnet. Der momentan herrschende Kirchnerismus ist sozialdemokratisch orientiert, während der in den 1990er Jahren dominierende Menemismus neoliberal eingestellt war. Ein weiterer wichtiger Flügel ist der in der Provinz Buenos Aires regierende, bisher mit dem Kirchnerismus alliierte Duhaldismus. Allerdings nahm der Kopf dieser Bewegung, Eduardo Duhalde öffentlich Carlos Menem in Schutz, der sich einer Gerichtsvorladung entzieht und daher polizeilich gesucht wird, was zu einem offenen Streit zwischen ihm und Néstor Kirchner führte. Die beiden ehemals verbündeten Flügel sind daher zurzeit verfeindet.
Seit der Wirtschaftskrise ist die Debatte um eine politische Reform aufgekommen, da das heutige System vor allem für die Wähler sehr undurchsichtig ist und sowohl Personenkult als auch Korruption begünstigt.

So werden beispielsweise die Wahlen zum Senat und dem Repräsentantenhaus meist gemeinsam mit Bürgermeisterwahlen ausgetragen, was aufgrund der so genannten Listas Sabanas zu Verzerrungen führt. Das liegt an der Tatsache, dass in Argentinien keine Kreuze auf Stimmzettel gemacht werden, sondern jede Partei ihren eigenen Stimmzettel (Lista Sabana) hat und man seine Stimme durch die richtige Auswahl des Stimmzettels abgibt. Man kann aber bei vielen gleichzeitigen Wahlen die Stimmen aufteilen (eine Stimme für den Präsidenten, eine für den Senator, eine Stimme für den Abgeordneten der Repräsentantenkammer, etc.). In diesem Falle muss man, wenn man Kandidaten verschiedener Parteien wählen möchte, die Stimmzettel auseinander schneiden und nur die entsprechenden Abschnitte in die Urne werfen. Dies machen aber wenige, was dann eben bei Häufung von Wahlen am gleichen Tag zu Verzerrungen führt. Listas Sabanas (deutsch etwa: Betttuch(große)-Listen) heißen die Stimmzettel, weil sie oft sehr groß sind.

Die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse in der Legislative werden zudem kaum publik gemacht, was auch daran liegt, dass die Zusammensetzung sich jedes Jahr ändert.

Schulsystem

1995 wurde das Schulsystem in vielen Provinzen reformiert: die ersten neun Jahre der Schulzeit werden seitdem als EGB (Educación General Básica) bezeichnet, die in mehrere Richtungen aufgeteilte weiterführende Schule stattdessen als Polimodal. Momentan koexistieren beide Schulabschlüsse noch. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Schulabschlüssen (naturwissenschaftlich, sozialwissenschaftlich, technisch und wirtschaftlich orientiert), einige sind berufsbefähigende Techniker-Titel. Zum Besuch der Hochschulen berechtigen alle im Rahmen des Polimodal erlangten Abschlüsse, auch wenn der Studiengang nicht mit der Ausrichtung des Polimodals übereinstimmt.

Dieses System wird mit geringen Abweichungen in fast allen argentinischen Provinzen eingeführt, die Bezeichnungen variieren jedoch (so heißt beispielsweise in der Provinz Córdoba der EGB CBU (Ciclo Básico Unitario). 2005 / 2006 wurde diese Reform in einigen Provinzen, z.B. in Buenos Aires, teilweise überarbeitet und wieder ans alte System angenähert.

In der PISA-Studie schnitt Argentinien zwar verglichen mit anderen lateinamerikanischen Staaten bei weitem am besten ab, dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein starkes Gefälle in der Qualität der Schulbildung zwischen Großstädten und ländlichen Regionen einerseits und zwischen Privatschulen und vielen staatlichen Schulen anderseits gibt. Durch kontinuierliche interne Qualitäts-Tests seit Ende der 1990er Jahre versucht die Politik, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Bei diesen Tests kam eine Bandbreite von 30% bis 80% der möglichen Punktzahl heraus, wobei die schlechtesten Ergebnisse von Schulen in ländlichen Gegenden, die besten dagegen in den Privatschulen der Großstädte sowie in den so genannten Colegios Universitarios (von Universitäten abhängige Staatsschulen) erzielt wurden.

Wichtige Städte

Buenos Aires (auf Deutsch: Gute Lüfte), dessen Ballungsraum etwa 12 Millionen Einwohner umfasst, ist als politische Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum die wichtigste Stadt Argentiniens. Es ist umgeben von einer Reihe von selbstständigen Vorstädten, die zum Teil reine Schlafstädte sind, zum Teil aber auch selbst über Produktionsstätten verfügen. Córdoba, mit 1,4 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes, verfügt über größere Produktionsstätten und beherbergt die älteste Universität des Landes, welche gleichzeitig eine der wichtigsten ist. Rosario in der Provinz Santa Fe (1,2 Mio. Einwohner) ist der zweitbedeutendste Hafen des Landes und ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum. Mendoza (900.000 Ew.) ist vor allem für seinen Wein- und Obstanbau bekannt, dient aber auch als Brückenkopf für den Handel mit Santiago de Chile. San Miguel de Tucumán (750.000 Ew.) ist die Geburtsstätte der Unabhängigkeit und wurde durch die intensive Landwirtschaft, insbesondere den Zuckerrohranbau, wirtschaftlich und kulturell bedeutsam, hat aber in den letzten Jahrzehnten wegen der Krise in diesem Wirtschaftssektor an Wichtigkeit verloren und ist heute eine der Städte mit der größten Armutsrate des Landes. Die Universitäten in dieser Stadt haben allerdings überregionale Bedeutung und werden z.B. von Studenten aus Bolivien besucht.

Wirtschaft

Argentinien ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde. Unter Präsident Néstor Kirchner jedoch wurde diese Tendenz umgekehrt.

Geschichte der Wirtschaftspolitik:
Die argentinische Wirtschaft ist traditionell durch die Landwirtschaft geprägt. Bis in die 1950er Jahre wurden fast ausschließlich Agrargüter exportiert. Erst danach setze eine Industrialisierung nennenswerten Umfanges ein. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde jedoch von den verschiedenen Regierungen nach unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen Vorgaben reglementiert. Es entstand, vor allem unter dem Einfluss des Peronismus, ein breiter staatlich kontrollierter Sektor in Industrie, Handel und Dienstleistung. Korruption war und ist ein diesen Sektor durchziehendes Übel. Dennoch hat Argentinien das Wohlstandsniveau der 50er Jahre nie wieder erreicht.

Die 1976 unter der Politik der Militärdiktatur eingeleitete massive Staatsverschuldung fügte der heimischen Wirtschaft schweren Schaden zu. Die Auslandsverschuldung stieg von unter 8 Mrd.US-Dollar im Jahre 1967 auf 160 Mrd.US-Dollar im Jahre 2001. Der Peso Ley mußte mehrfach abgewertet werden. Der Falklandkrieg geht möglicherweise auch auf die wirtschaftlichen Probleme unter der Militärdiktatur zurück.

Nach der Rückkehr zur Demokratie 1983 erwies sich die Hyperinflation als eines der größten wirtschaftlichen Probleme des Landes. Der 1989 gewählte Präsident Carlos Menem führte daraufhin die 1:1-Bindung des Argentinischen Peso an den US-Dollar ein. Dies führte fast schlagartig zu einem Ende der Inflation und zu einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf längere Sicht hatte sie aber zur Folge, dass argentinische Produkte auf dem Weltmarkt teurer und Importware im Inland billiger wurden. Zahlreiche argentinische Produktionsbetriebe mussten schließen. Es kam zu einem schnell zunehmenden Ungleichgewicht zwischen dem (offiziellen) Wechselkurs der Währung und ihrer inneren Werthaltigkeit. Kapitalflucht setzte ein und das ohnehin hoch verschuldete Land musste immer neue Kredite im Ausland aufnehmen, um alte Verbindlichkeiten bezahlen zu können und Devisen für dringende Importe bereitstellen zu können. Gelegentlich wurden sogar Staatbedienstete nicht mehr mit Geld, sondern mit Schuldverschreibungen bezahlt und Geschäftsleute wurden gesetzlich verpflichtet, derartige Papiere an Zahlung statt anzunehmen. Anfangs wurde dies noch durch private Kapitalzuflüsse ausländischer Anleger überlagert, die sich in argentinische Unternehmen, besonders im Zuge der von Carlos Menem eingeleiteten Privatisierung von Staatsbetrieben, einkauften. Doch schließlich hatte die Verschuldung soweit zugenommen und die Wirtschaftsleistung soweit abgenommen, dass Ende 2001 nach schweren Unruhen der Präsident Fernando de la Rúa zurücktrat.

Die folgende Regierung gab die Einstellung der Zahlungen auf Tilgung und Zinsen, also den Staatsbankrott, bekannt. Wegen fehlender Unterstützung der Partei trat der übergangsweise angetretene Präsident Adolfo Rodríguez Saá schon nach fünf Tagen wieder zurück, es folgte der Peronist Eduardo Duhalde, der im Januar 2002 den argentinischen Peso zunächst auf 1,40 arg$/US-Dollar abwertete, um ihn dann wenig später ganz frei zu geben

Der IWF versorgte nach einer langen Verhandlung Mitte 2002, mit politischer Unterstützung der wichtigsten Industrienationen, Argentinien im Rahmen verschiedener Interimsabkommen mit frischem Geld. Damit konnte die argentinische Wirtschaft, vor allem weil nun Mittelabflüsse durch Kreditrückzahlungen nicht mehr stattfanden und wegen des nun deutlich billigeren Peso (3,5 bis 4 Argentinische Peso je US-Dollar), bereits im Jahr 2003 ein beachtliches Wachstum verzeichnen. Allerdings wurde im März 2004 die Rückzahlung einer Rate von 3,1 Mrd. US-Dollar (etwa 2,5 Mrd. Euro) für einen im Rahmen der o.a. Interimsabkommen gewährten IWF-Kredite fällig. Erst unmittelbar vor dem letztmöglichen Termin wurde die Zahlung angewiesen. Vorausgegangen war ein mehrwöchiger Verhandlungspoker. Die argentinische Regierung wollte dabei erreichen, dass ein Bericht des IWF über die Bemühungen des Landes im Hinblick auf die Wiedergewinnung wirtschaftlicher Solidität, möglichst positiv ausfällt. Die galt als Voraussetzung für eine weitere Kreditgewährung durch den IWF. Dies hat die Regierung anscheinend geschafft, so dass nun gute Chancen bestehen, dass die nun zurückgezahlten Milliarden schon bald im Rahmen eines neuen Kreditabkommens an Argentinien zurückfließen. Über die Behandlung der Forderungen von privaten Gläubigern Argentiniens wurde bislang aber noch keine Einigung erzielt. Dies belastet weiterhin die Handelsbeziehungen des Landes.

Es war lange im IWF umstritten, ob Argentinien die Voraussetzungen für die weitere Vergabe von Kredite erfüllt. Die Auflage, in "guten Glauben" mit den privaten Gläubigern zu verhandeln, ist nach Ansicht dieser durch die argentinische Regierung nicht erfüllt worden. Statt dessen forderte Argentinien in den Verhandlungen zwischen 2002 und 2004 einen Kapitalschnitt, der auf 75% Barwertverlust hinausläuft. Es liefen Klagen gegen Argentinien und den IWF vor dem Bundesverfassungsgericht mit dem Ziel der vollständigen Rückzahlung des geliehenen Geldes, die teilweise noch nicht abgeschlossen sind. Eine deutsche Gläubigerorganisation ist die Interessengemeinschaft Argentinien e.V..

Anfang 2005 hat die Regierung Verhandlungen mit den Inhabern argentinischer Staatspapiere zur Annahme eines Umschuldungsplanes aufgenommen. Dieser Plan beinhaltet neben einem erheblichen Kapitalschnitt die zeitliche Streckung der Verbindlichkeiten sowie eine Reduzierung des Zinses. Dabei wurde ausschließlich mit privaten Gläubigern bzw. ihren Interessenvertretungen verhandelt. Hierbei war bislang bei inländischen Gläubigern eine deutliche Bereitschaft, das Umschuldungsangebot zu akzeptieren, erkennbar. Bei ausländischen Gläubigern stoßen die Vorschläge jedoch zunächst auf harten Widerstand.

Die Umschuldung verlief trotz aller anfänglicher Skepsis erfolgreich; am Ende akzeptierten etwas mehr als 76% der privaten Gläubiger den Umschuldungsplan. Eine kurzzeitige Streitigkeit mit einem Hedge-Fonds um 7 Milliarden Dollar verzögerte die Ausgabe der neuen Bonds allerdings um zwei Monate bis Ende Mai 2005.

Staatsverschuldung:
Während der 1990er Jahren galt Argentinien als ein positives Beispiel für finanzielle Stabilität und erfolgreiche Marktreformen. Dies änderte sich mit der Argentinien-Krise und der Interimspräsident Adolfo Rodríguez Saá erklärte den Default (Staatsbankrott). Im Jahre 2004 betrug die Staatsverschuldung Argentiniens 157,7 Mrd. US-Dollar. Seit 1985 gehört Argentinien ununterbrochen zu den Top-5-Kreditnehmern des Internationalen Währungsfonds.

Inflationsrate:
Argentinien war in der 1980er Jahren bekannt als ein Land mit einer sehr hohen Inflationsrate. Diese verstärkte sich ab Beginn der Redemokratisierung 1983 zunehmend zu einer Hyperinflation, deren Höhepunkt 1989 erreicht wurde. Im gleichen Jahr wurde unter der Regierung von Carlos Menem und seinem Wirtschaftsminister Domingo Cavallo die 1:1-Bindung des argentinischen Peso an den US-Dollar beschlossen. Diese Maßnahme konnte die Inflationsrate in der Folge relativ rasch auf "normale" Werte drücken. Im Zeitraum zwischen 1994 und 1998 gab es keine nennenswerte Inflationsrate. Ab 1999 drehte die beginnende Wirtschaftskrise die Inflationsrate sogar in den deflationären Bereich. Mit der Argentinien-Krise, die um den Jahreswechsel 2001/2002 ihren Höhepunkt erreichte und mit der Erklärung des Default und einer Abwertung gegenüber dem Dollar verbunden war, stieg die Inflationsrate zunächst stark an, sank aber zwischenzeitlich wieder auf erträgliche Werte. Das Hauptproblem ist jedoch, dass das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisen zwischen 1998 bis 2002 stetig sank und 2004 erst wieder das Niveau von 1992 erreichte. Weitere Probleme sind u.a. die hohe Arbeitslosigkeit und die stark gesunkene Kaufkraft.

Außenhandel:
Der Außenhandel war in den vergangenen Jahren stark von der Argentinien-Krise geprägt. Die Importe gingen seit 1999 zurück. Im Jahresvergleich 2001/2002 hatten sie einen unglaublichen Rückgang von 56% und konnte sich erst 2003 wieder erholen. Die Exporte blieben von der Argentinien-Krise nahezu unberührt.
Die Exporte sind von landwirtschaftlichen Produkten dominiert. 31% aller Exporte sind weiterverarbeitete, landwirtschaftliche Produkte, 25% sind Rohstoffe (wobei hierzu auch landwirtschaftliche Produkte zählen), 25% sind industrielle Produkte und 18% sind Mineralöle und andere Energieträger.
Wichtigste Handelspartner sind an erster Stelle die lateinamerikanischen Länder, speziell die Mercosur-Staaten, dann die Europäische Union und gefolgt von den USA.

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