Länderinfo - Venezuela

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Die Bolivarische Republik Venezuela (spanisch República Bolivariana de Venezuela) ist ein südamerikanischer Staat an der Karibikküste. Die Staaten Brasilien, Kolumbien und Guyana grenzen an das Land.

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Allgemeines

Sprache: Landessprache: Spanisch
Hauptstadt: Caracas, 1.808.937 Millionen Einwohner
Ortszeit: MEZ -4 Stunden
Devisen: Währung: Bolívar
Telefon:
Vorwahl von Deutschland nach Venezuela: 0058
Vorwahl von Venezuela nach Deutschland: 0049
Fläche: Total: 916.445 qkm
Bevölkerung: 25.375.281

Bevölkerung

Venezuela hat rund 25 Millionen Einwohner. Davon sind 67 % europäisch-afrikanisch-indianischer Abstammung (bzw. Mestizós oder Mullatós)

21 % sind rein europäischer Abstammung, 10 % Afrikanischer und 2 % Indianischer. Das Bevölkerungswachstum beträgt jährlich 1,4 % (2005). Die Geburtenrate liegt bei 18,91 (pro 1000 Einwohner, Wert 2005). Durchschnittlich bringt jede Frau 2,51 Kinder zur Welt (Wert 2000), wobei die Säuglingssterblichkeit 2,617 % (Wert 2000) beträgt. Die Todesrate liegt mit 4.90 (pro 1000 Einwohner, Wert 2005) deutlich unter der Geburtenrate.

Ungefähr 85 % der Bevölkerung leben in den städtischen Gebieten im Norden des Landes. Im Gebiet südlich des Orinoco, das immerhin fast die Hälfte der Gesamtfläche einnimmt, leben nur 5 % der Einwohner.

Geographie

Das Land an der Nordküste Südamerikas, umfasst ein Staatsgebiet von 916.445 km² und hat eine etwa 2.800 km lange Küste. Damit ist Venezuela fast drei Mal so groß wie Deutschland. Von der Gesamtgröße sind ca. 39 % bewaldet, 20 % bestehen aus Wiesen- und Weideland, 4 % machen Felder und Ackerland aus.

Venezuela lässt sich in vier Regionen einteilen: Die Maracaibo-Tiefländer im Nordwesten; die Anden, die sich in einem breiten Ost-Westbogen von der kolumbianischen Grenze entlang des Karibischen Meeres nach Osten erstrecken; die Orinoco-Ebenen (Llanos) im Zentrum und in das Hochland von Guayana im Südosten.

Die Anden:
Die Gipfel der venezolanischen Anden reichen bis in etwa 5.000 m Höhe. In den fruchtbaren Täler zwischen den Bergen lebt der Großteil der Bevölkerung Venezuelas und auch Industrie und Landwirtschaft sind hier konzentriert.

Die zerklüfteten Gebirgszüge an der kolumbianischen Grenze sind der am dünnsten besiedelte Teil dieser Region.
Südlich des Lago de Maracaibo erhebt sich der höchste Berg Venezuelas, der Pico Bolívar (5.007 m). Einige Gipfel in dieser Region sind das ganze Jahr über schneebedeckt.

Ein breites Tal trennt diesen Gebirgszug von einem weiteren, der der Küste folgt. In diesem Tal liegt auch die Hauptstadt Caracas. Dieser verhältnismäßig kleine Bereich ist die am dichtesten besiedelte Region des Landes. Hier wird die intensivste Landwirtschaft betrieben und das Verkehrnetz ist am besten ausgebaut.

Ein breites Tal trennt diesen Bereich von der östlichsten Berggruppe, die steil vom Karibischen Meer ansteigt.

Die Orinoco-Ebene:
Südlich der Berge erstrecken sich die großen Ebenen der Llanos. Sie dehnen sich von der karibischen Küste im Westen bis an die kolumbianische Grenze aus. Der Orinoco bildet die südliche Grenze.

Neben den Grasländern umfasst diese Region auch Sumpfgebiete im Orinocodelta und an der kolumbianischen Grenze. Die Erhebungen in den Llanos übersteigen die 200-Meter-Marke nicht.

Das Maracaibo-Tiefland:
Das Maracaibo-Tiefland ist umgeben von Gebirgsketten, ausgenommen ist nur der Norden. Hier grenzt es an das Karibische Meer. Diese Region ist sehr flach und steigt nur leicht in Richtung der umliegenden Berge an. Der 13.000 km² große und bis zu 50 m tiefe Maracaibo-See nimmt einen Großteil der niedriger liegenden Bereiche ein. Er ist durch die 75 km lange Meerenge Canal de San Carlos mit dem Golf von Venezuela verbunden. Am Ostufer des Sees lagern die reichsten Erdölvorräte von Venezuela.
Die größte Stadt der Region ist die Hafenstadt Maracaibo am gleichnamigen See.

Das Hochland von Guayana:
Das Hochland von Guayana ist eine der ältesten Landschaften Südamerikas. Es erhebt sich südöstlich des Orinoco. Dieses Hochland, das von Plateaus und Nebenflüssen des Orinoco geprägt ist, nimmt mehr als die Hälfte der Landesfläche Venezuelas ein.

Die auffälligste Formation dieser Region ist die Gran Sabana, eine große, stark erodierte Hochebene. Im Laufe von Jahrmillionen wurden die Sandsteinmassen abgetragen und übrig blieben zerklüftete Täler und gewaltige massive Tafelberge, die in der Sprache der Einheimischen Tepuis genannt werden. Ihr Alter wird auf 70 Millionen Jahre geschätzt. Die 115 verschiedenen Tepuis in diesem Gebiet zeichnen sich durch eine einzigartige und eigentümliche Flora und Fauna auf ihren Hochplateaus aus, denn aufgrund der Isolation haben sich viele endemische Arten entwickelt. Von den Tafelbergen stürzen die höchsten Wasserfälle der Welt, wie zum Beispiel der Salto Kukenam und der höchste Wasserfall der Welt, der Salto del Angel mit einer Fallhöhe von 965 m. Er ist zugleich eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Canaima-Nationalparks, der von der UNESCO zum Weltnaturerbe ausgerufen wurde.

Flüsse:
Der Orinoco ist der mit einer Länge von 2574 km größte und wichtigste der über 1000 Flüsse des Landes. Er entspringt an einer der größten Wasserscheiden Lateinamerikas im Grenzgebiet zwischen Venezuela und Brasilien. Der Wasserstand des Orinoco schwankt (abhängig von den Jahreszeiten) beträchtlich. Die höchsten Stände werden im August gemessen. Sie übersteigen die Tiefststände von März und April um durchschnittlich dreizehn Meter. Der Großteil des Flussbettes weist nur ein geringfügiges Gefälle auf. Unterhalb der Oberläufe findet sich ein weltweit einzigartiges geographisches Phänomen: der Fluss spaltet sich in zwei Arme auf. Der Brazo Casiquiare (wörtlich: (Neben-)Arm Casiquiare), ein natürlicher Kanal, verbindet die Flusssysteme des Orinoco und des Amazonas miteinander. Dabei fließt ein Drittel des Wassers über den Río Negro in den Amazonas, der Rest fließt weiter in den Hauptkanal des Orinoco. Diese Passage erlaubt es Schiffen mit niedrigem Tiefgang, vom Orinoco in das Flusssystem des Amazonas zu wechseln. Die riesigen Gebiete zwischen Orinoco, Amazonas und Atlantik bilden eine "Insel".

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts berichtete Alexander von Humboldt, dass die Wasser des Brazo Casiquiare je nach relativem Wasserstand Richtung Norden in den Orinoco oder nach Süden in den Río Negro fließen.

Die meisten Flüsse, die in den nördlichen Gebirgen entspringen, fließen in südöstlicher Richtung zum Río Apure, einen Nebenfluss des Orinoco. Der Apure durchfliesst die Llanos in östlicher Richtung. Im niederschlagsarmen Gebiet südlich des Apure gibt es keine nennenswerten Quellgebiete.

Ein anderer wichtiger Fluss ist der Caroní, der sich vor allem durch seine hohe Fließgeschwindigkeit auszeichnet. Er entspringt im Hochland von Guyana und mündet auf der Höhe von Ciudad Guyana in den Orinoco. Der Caroní eignet sich besonders gut für den Bau von Wasserkraftwerken und trägt so erheblich zum Energiehaushalt Venezuelas bei.

Klima:
Obwohl das Land mitten in der tropischen Klimazone liegt, findet man, abhängig von der Höhenlage, der Topographie und der Richtung und Intensität der vorherrschenden Winde, alle Klimatypen vom tropisch feuchten bis zum alpinen Klima. Jahreszeitliche Schwankungen unterscheiden sich weniger durch die Temperatur als durch die unterschiedlichen Niederschlagsmengen. Im Großteil des Landes herrscht von Mai bis November Regenzeit.

Das Land teilt sich in vier Temperaturzonen, die sich großteils auf die Höhenlage zurückführen lassen: In der tropischen Zone (unterhalb von 800 m) herrschen im Jahresdurchschnitt Temperaturen zwischen 26 °C und 28 °C. Die gemäßigte Zone erstreckt sich zwischen 800 und 2.000 Metern Seehöhe mit Durchschnittstemperaturen von 12 °C bis 25 °C. Hier liegen die meisten Städte Venezuelas, einschließlich der Hauptstadt Caracas. Kältere Bedingungen mit Temperaturen von 9 °C bis 11 °C findet man in der kühlen Zone zwischen 2.000 und 3.000 m. Weideland und dauerhafte Schneefelder prägen die Landschaft im Hochgebirge (ab 3.000 m Seehöhe). Hier liegen die Temperaturen im Jahresdurchschnitt unter 8 °C.

Die jährlichen Niederschläge reichen von 430 mm in den halbariden Tiefländern und Ebenen im westlichen Teil der Karibikküste bis zu etwa 1.000 mm im Orinoco Dreieck. In den Gebirgsregionen schwanken die Niederschlagsmengen beträchtlich, denn in den Senken fällt weniger Regen, als an den Steilwänden, die den Nordostwinden ausgesetzt sind. In Caracas fällt von Juni bis August die Hälfte des jährlichen Niederschlags. Das sind 750 mm.

Die mittlere Höchsttemperatur des Landes liegt zwischen 30° und 31° C. Allerdings kann die Temperatur an einzelnen Orten von diesem Durchschnittswert abweichen. So kommt es nicht selten zu Höchsttemperaturen um die 40° C. Die mittlere Minimaltemperatur befindet sich je nach Monat zwischen 7° und 12° C, wobei sie von April bis November kaum unter 10° C fallen. Von Juli bis Januar regnet es mitunter fast einen halben Monat lang. In den anderen Monaten gibt es nur einen bis sieben Regentage pro Monat.

Geschichte

15. - 19. Jahrhundert:
In Venezuela lebten in vorkolumbianischer Zeit indianische Gruppen, nomadisierende Jäger und Sammler sowie Fischer und Bauern. Christoph Kolumbus erreicht auf seiner 3. Reise 1498 die östliche Küste Venezuelas und ging an der Mündung des Flusses Orinoco an Land. Es war das erste Mal, dass er und seine Mannschaft das amerikanische Festland betraten. Am 24. August 1499 folgte eine Expedition von Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci, die dem Land wegen der häufigen Verwendung von Pfahlbauten angeblich den Namen Venezuela (Klein-Venedig) gaben. Diese Theorie stammt aus Vespuccis Reisebericht Cuatro Navegaciones („4 Schifffahrten“) und ist auch allgemein bekannt, jedoch historisch nicht belegt.

Die erste feste Siedlung der Spanier mit dem Namen Nueva Cadiz wurde 1522 gegründet, die heutige Hauptstadt Caracas wurde 1567 geschaffen. 1577 setzte die spanische Krone zur Verwaltung einen Gouverneur ein.

Jedoch wurde die Kolonie im 16. und 17. Jahrhundert von den Spaniern eher vernachlässigt, da sie sich mehr auf das Gold aus anderen Teilen Amerikas konzentrierten. Der Anbau von Kakao, Zucker, Tabak, Kaffee und Baumwolle führte dazu, dass eine große Anzahl an Sklaven nach Venezuela gebracht wurden, die, nachdem die einheimische Kultur zu einem Großteil zerstört war, die Kultur in Venezuela nachhaltig beeinflussten. Im 17. und 18. Jahrhundert begann die Christianisierung indianischer Stämme durch Missionare der römischen Kirche. Das Land war politisch zunächst Bestandteil des 1535 gebildeten Vizekönigreichs Neuspanien (Nueva España) mit seiner Hauptstadt Mexiko. 1777 entstand das Generalkapitanat Venezuela.

Von 1797 bis 1821 gab es immer wieder Versuche, sich von der spanischen Herrschaft loszulösen, unter anderem durch Simón Bolívar. 1821 gelang es letztendlich. Venezuela wurde ein Teil der von Bolívar schon 1819 neu geschaffenen Republik Groß-Kolumbien. Wenige Tage nach seinem Tod 1830 fiel
Venezuela aus dieser Verbindung ab und erklärte sich für selbstständig.

1864 wurde Venezuela in eine Bundesrepublik umgewandelt. Es folgten noch eine Reihe Bürgerkriege und Revolutionen, die die politische Entwicklung des Landes ausbremsten.

Erste Hälfte des 20. Jahrhundert:
Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch die Diktatur von Juan Vicente Gómez bestimmt. Auf dessen Tod folgte eine teilweise Liberalisierung des Landes, unter anderem durch Eleazar López Contreras. Diese Politik wurde von Isaías Medina Angarita fortgeführt. So wurde im Juni 1941 die sozialdemokratische Partei Acción Democrática (AD) und im Oktober 1945 die Kommunistische Partei legalisiert und im April eine Verfassungsreform durchgesetzt.

Aufgrund einzelner Mängel, die die Regierung noch besaß, kam es von Seiten der Opposition und Teilen des Militärs am 18. Oktober 1945 zum Putsch gegen die Regierung Medina Angaritas. Die durch den Putsch an die Macht gekommene Regierung setzte die angestrebten Reformen sofort durch. So wurde am 14. Dezember 1947 zum allerersten Mal ein Präsident direkt vom Volk gewählt. Rómulo Gallegos sollte der erste gewählte Präsident werden. Allerdings blieb er nicht lange im Amt, denn kurz darauf kam es zu einem erneuten Putsch des Militärs.

1948 - 1982:
Ab 1948 wurde Venezuela von einer Militärjunta, von 1952 unter Diktator Marcos Perez Jiménez geführt. Mit seinem Sturz 1958 wurde Venezuela eine Demokratie. Seitdem waren bis in die 1990er Jahre die beiden bestimmenden Parteien die sozialdemokratische Acción Democrática und die konservative COPEI, die auch die Präsidenten stellten. In der ersten Amtszeit von Carlos Andrés Pérez (1974 - 1979) stiegen die Einkünfte des Landes aus dem Erdölexport so rapide, dass das Land eines der wohlhabendsten Länder Südamerikas war, „[...] durch den Verkauf von Erdöl hat Venezuela von 1973 bis 1983 rund 240 Milliarden Dollar eingenommen, das heißt etwa das Zehnfache dessen, was der Marshallplan vorsah“ (Arturo Uslar Pietri), die damit einhergehende Verteilungspolitik führte zur, für lateinamerikanische Verhältnisse, außerordentlich hohen politischen Stabilität des Landes.

1983 - 1997:
Mit dem eklatanten Verfall des Ölpreises seit 1983 brachen diese Einkünfte jedoch weg und da es keine anderen Wirtschaftszweige gab, die die sinkenden Erdöleinnahmen zu kompensieren vermochten, führte dies gemeinsam mit den immer höher werdenden Auslandsschulden (1993: 45 Milliarden Dollar) zu einer anhaltenden Wirtschaftskrise.

Der in der zweiten Amtszeit Carlos Andrés Pérez' (1989 - 1993) als Folge von Weisungen des Internationalen Währungsfonds begonnene Wirtschaftskurs führte im Februar 1989 zu Hungerrevolten, der sogenannten Caracazo, deren gewaltsame Niederschlagung offiziell 246, nach inoffiziellen Schätzungen weit über 1000 Menschen das Leben kostete. Nach zwei Putschversuchen im Jahre 1992, einem am 4. Februar durch Hugo Chávez und einem am 27. November 1993, einem Volkswirtschaftsjahr mit Minuswachstum und der schlussendlichen Absetzung des Präsidenten durch den Obersten Gerichtshof wegen Veruntreuung und Korruption wurde 1994 Rafael Caldera Präsident. Bis 1998 gelang ihm zwar die politische Stabilisierung, der Wirtschaftskrise aber wurde auch er nicht Herr (1994: Inflationsrate: 71 %, schwere Währungskrise und Bankencrash).

1998 bis heute:
Am 6. Dezember 1998 wurde Hugo Chávez, der Gründer der Movimiento Quinta República und Führer zweier Putschversuche gegen die ehemalige venezolanische Republik, mit einem überraschenden Sieg (56 %) zum Präsidenten gewählt. Chávez ist ein Verfechter des Bolivarismus, seine erklärten Ziele sind der Kampf gegen Korruption, die Schaffung und Stärkung möglichst direkter Demokratie, sowie die nationale und ökonomische Unabhängigkeit. Diese Politik wird auch als „Bolivarische Revolution“ bezeichnet. Nach der Ausarbeitung einer neuen „bolivarischen“ Verfassung und deren Annahme per Referendum, wurde Chávez im Jahr 2000 mit einer gegenüber 1998 sogar nochmals deutlich gestiegenen Mehrheit (60 %) bestätigt. Venezuelas Staatsbezeichnung lautet seitdem „Bolivarische Republik Venezuela“ und wird im Volksmund als „Fünfte Republik“ (quinta república) bezeichnet.

Am 12. April 2002 kam es zu einem Putsch gegen die Regierung mit dem Ziel, Chávez zu stürzen. Trotz Unterstützung aller privaten Mediensender durch „politisch-parteiische Berichterstattung“ (venezolanischer Journalistenverband) und Schließung des einzigen staatlichen Senders (Canal 8) durch die neue Regierung scheiterte der Umsturzversuch an den breiten Bevölkerungsmassen, die für ihren Präsidenten auf die Straße gingen. Die Putschisten blieben ungestraft oder gingen ins Exil.
Die USA haben die Politik Chávez' wiederholt scharf angegriffen und öffentlich erklärt, die Opposition zu unterstützen. Da die USA aber einen Großteil ihres Erdöls aus Venezuela beziehen, pflegt die US-Regierung eine Politik der Zurückhaltung mit Kritik an Chávez. Venezuela ist im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Lateinamerikas in der Lage, seine Auslandsschulden zu bezahlen und ist daher nicht gezwungen, sich dem Spardiktat des Internationalen Währungsfonds zu unterwerfen.

Am 15. August 2004 fand ein Referendum statt, das von der Opposition initiiert wurde. Ihm voran gingen Streiks unter anderem bei dem staatlichen Erdölkonzern PDVSA, sowie sogenannte Steuerstreiks des wohlhabenden Teils der Bevölkerung. Nachdem das zuständige Wahlamt festgestellt hatte, dass die notwendige Anzahl von Unterschriften (etwa 2,5 Mio) knapp erreicht worden wäre, erklärte Chávez, er würde sich diesem Referendum stellen. Aufgrund des bemerkenswert hohen Andrangs am Abstimmungstag kam es zu teilweise stundenlangen Wartezeiten und die Schließung der Wahllokale musste mehrfach, letztendlich bis Mitternacht, verschoben werden. Das Referendum bestätigte Chávez bei hoher Wahlbeteiligung (73 %) mit 58 % (knapp 5 Mio) klar im Amt. Die Opposition warf Chávez Wahlbetrug vor, aber eine von ihnen initiierte und von der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) und dem Carter Center durchgeführte Nachzählung der Stimmen bestätigte das Wahlergebnis.

Politik

Die Regierungsform Venezuelas ist eine Form der Präsidialdemokratie (d.h. der direktgewählte Präsident ist gleichzeitig nominelles Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive) mit starken direktdemokratischen Elementen, einer komplizierten Gewaltenteilung zwischen den fünf Gewalten Legislative, Exekutive, Judikative, Bürgergewalt (Art. 273-291) und Wahlgewalt (Art. 292-298) sowie zahlreichen Wahlen auf verschiedenen Ebenen. Die neue Verfassung Venezuelas verbietet die Privatisierung der Erdölindustrie und der sozialen Sicherungssysteme, verfügt die kostenlose Volksbildung und Maßnahmen zur Reaktivierung ungenutzten Großgrundbesitzes, respektiert darüber hinaus aber das Privateigentum, auch das Privateigentum an Produktionsmitteln. Der gesamte Umbau von Staat und Gesellschaft erfolgte durch plebiszitäre Akte: Bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 1998 entfielen 56 Prozent der Stimmen auf Chávez, im April 1999 stimmten 88 Prozent der Wähler für die Einberufung einer Konstituante, im Dezember desselben Jahres 71 Prozent für die neue Verfassung des nun als »Bolivarische Republik Venezuela« bezeichneten Staates. In dieser Verfassung ist die bürgerliche Gewaltenteilung nicht aufgehoben, aber durch direktdemokratische Möglichkeiten erweitert: Sowohl die Abgeordneten als auch der Präsident (6-jährige Amtszeit) können ab der Mitte ihrer Amtszeit per Referendum abgewählt werden. Er ist das Staatsoberhaupt und der Regierungschef. Derzeitiger Amtsinhaber ist seit dem 2. Februar 1999 Hugo Chávez, der Vizepräsident ist José Vicente Rangel, der somit stellvertretender Staats- und Regierungschef ist.

Das Parlament ist die Nationalversammlung (Asamblea Nacional) mit einem Einkammersystem mit fünfjähriger Legislaturperiode. Sie hat 165 Sitze, wovon die linke Movimiento Quinta República von Chávez derzeit 76 inne hat. Weitere Regierungsparteien sind Movimiento die Podemos (links, Abspaltung von MAS), die Patria Para Todos (PPT, links); drei Indigene (MVR-nahestehend). Die Opposition bilden die Movimiento al Socialismo (MAS, links), die Acción Democrática (AD, sozialdemokratisch, stellte mehrere Präsidenten), die Proyecto Venezuela (PV, konservativ), die Comité de Organización Política Electoral del Pueblo Independiente (COPEI, christlich-sozial, stellte mehrere Präsidenten), die Primero Justicia (PJ, rechtsliberal) und die La Causa R (links).

Es gibt zwei große Gewerkschaften. Zum einen wäre das die Confederación de Trabajadores de Venezuela (CTV), die sich 1936 gegründet und dem Internationalen Bund Freier Gewerkschaften angeschlossen hat. Sie ist Teil der Opposition. Zum anderen wäre das die Fuerza Bolivariana de Trabajadores, eine chavistische Neugründung.

Die Verwaltungsstruktur des Landes ist in 23 Bundesstaaten aufgeteilt. Es gibt einen Hauptstadtdistrikt. Die Bundesgebiete sind zumeist Inseln.
Venezuela ist Mitglied in der UNO mit Unterorganisationen, der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), der Andengemeinschaft, dem Lateinamerikanischen Wirtschaftssystem (SELA), der OPEC, G 77, G 15, G 3 (Venezuela, Kolumbien, Mexiko), dem Amazonaspakt, der Gemeinschaft Karibischer Staaten und der Südamerikanischen Union.

Militärpolitik:
Die neue Militärdoktrin Venezuelas ist eine integrale, nationale, territoriale Verteidigung, die sich an der Präsenz eines technisch, ökonomisch und demographisch weitaus stärkeren Feind orientiert. Das wesentlich Neue daran ist geprägt durch die Erfahrungen seit dem Vietnamkrieg, den militärischen Widerstand im Irak und die Einsicht, dass eine starke Militärmacht nicht durch konventionelle Kräfte gebrochen werden kann, sondern nur durch etwas, was Mao den lang andauernden Volkskrieg nannte. Gemeint ist also ein langer irregulärer Krieg, in dem sich Front und Hinterland miteinander vermischen, in dem Zivilisten, Milizen und Kampftruppen eine Einheit bilden und in dem Waffen auf niedriger technologischer Basis verwendet werden. Außerdem wurde nach Berichten des Guardian bekannt, dass Venezuela anstrebt, die größte Reserve auf dem Lateinamerikanischen Kontinent aufzubauen. Darüberhinaus hat Venezuela 54 Kampfflugzeuge und -hubschrauber in Rußland bestellt. Die USA bewerten das Waffengeschäft als Verteidigungsmaßnahme überzogen. Dies stützt kritische Stimmen, die Venezuela vorwerfen, lediglich als Vorwand eine mögliche amerikanische Aggression an die Wand zu malen um so ungestört aufrüsten zu können. Die Aufrüstung diene aber in Wirklichkeit der Stärkung des Einflusses Venezuelas in der Region und der Unterstützung von Rebellenorganisationen, die eine Affinität zur venezolanischen Politik hegen. Dies wird unter anderem dadurch unterlegt, dass Venezuela deutlich mehr Handfeuerwaffen als Soldaten besitzt und jetzt mit Lizenz auf eigenem Boden eine Fabrik für die Produktion russischer Handfeuerwaffen errichtet.

Die Ziele der Währungspolitik:
Der Kerninhalt des neuen Zentralbankgesetzes ist die Modernisierung einer überholten Vision der Zentralbankrolle, die die Entwicklung der venezolanischen Wirtschaft und Gesellschaft blockierte. Anstatt einer orthodoxen monetaristischen Vorstellung, die sich darauf beschränkt, über die Manipulation der Liquidität eine antiinflationäre Rolle zu spielen, findet in Venezuela eine neue Interpretation der Zentralbankrolle Anwendung: ähnlich wie Alan Greenspan in den USA oder auch die europäische Zentralbank, die auf der einen Seite natürlich als Wächter der Währungsstabilität agieren, aber auf der anderen Seite gleichgewichtig Arbeitslosigkeit und Konjunktur im Auge behalten, soll nun auch hier vorgegangen werden.

Die Ziele des Bolivarischen Prozesses:
Die Ziele des von Hugo Chávez eingeleiteten Bolivarischen Prozesses sind folgende:

  • Der Staat strebt einen staatskapitalistischen Entwicklungsprozess an, wie ihn eigentlich Friedrich List vor 180 Jahren in Deutschland propagiert hat und der in Venezuela als endogene Entwicklung bezeichnet wird.
  • Die Verteidigung gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika und der Monroe-Doktrin ist beabsichtigt.
  • Erstrebt wird der Aufbau des Sozialismus in Venezuela. Zu diesem Zweck wurde mit der Schaffung von Strukturen und Mentalitäten begonnen, die den Übergang zum Sozialismus einleiten.
  • Darüber hinaus soll ein lateinamerikanischer Block gebildet werden, in welchem der Sozialismus und die angeblich nötige Verteidigung gegen amerikanische und europäische Interessen funktioniert. Daraus resultiert auch, dass das Schwergewicht der Maßnahmen der Regierung auf der Entwicklungsperspektive der Marktökonomie beruht. Es wird Abhilfe von der totalen Dritteweltökonomie, andererseits die Anhebung des Niveaus der Arbeitskraft und die Bekämpfung der unmittelbaren Not angestrebt.
  • Hugo Chávez hat zur Entwicklung von Ideen zum Thema „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ aufgerufen.


Außenpolitik:
Ziel der venezolanischen Außenpolitik ist es, im Rahmen der Alternativa Bolivariana para las Américas (span. Bolivarische Alternative für alle Amerikas- ALBA) ein geeintes und sozialistisches Lateinamerika zu verwirklichen. Venezuela sieht sich hierbei selbst in einer Führungsrolle in Lateinamerika.

Ausdruck dieser Leitidee ist beispielsweise der Abschluss eines „Freihandelsvertrages der Völker“ zwischen Venezuela, Kuba und Bolivien, während gleichzeitig Freihandelsverträge mit den USA, die Ecuador und Kolumbien anstreben und Peru bereits besitzt, scharf kritisiert werden. Im Rahmen der Kontroverse um diese Freihandelsverträge kündigte Venezuela auch seinen Austritt aus der Andengemeinschaft an, der es zusammen mit Peru, Ecuador, Bolivien und Kolumbien angehört. Außer in Bolvien und Cuba stößt die venezolanische Außenpolitik und vor allem Chavez' wenig diplomatische Einmischungen in die Politik anderer Länder jedoch auf wenig Gegenliebe. So zog Peru seinen Botschafter aus Venezuela zurück, nachdem Chavez den peruanischen Präsidenten als „Verräter“ an der lateinamerikanischen Sache bezeichnete. Das Verhältnis zwischen Venezuela und den meisten lateinamerikanischen Staaten gilt als schwierig. Die USA werfen Venezuela des Weiteren vor, die FARC zu unterstützen und verhängten jüngst ein Waffenembargo gegen dieses Land.

Wichtige Städte

Die Hauptstadt Caracas ist gleichzeitig auch die größte Stadt des Landes. Andere wichtige Städte sind:

  • Maracaibo
  • Valencia
  • Barquisimeto
  • Ciudad Guayana
  • Puerto La Cruz
  • Merida
Wirtschaft

Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei 110,8 Milliarden US-Dollar, pro Einwohner bei 4.262 US-Dollar.

Erdöl und andere Rohstoffe:
Drei Zahlen illustrieren eindrucksvoll, wie bedeutend der Rohstoff Öl für das OPEC Gründungsmitglied Venezuela ist: es steht für vier Fünftel der Exporte des lateinamerikanischen Landes sowie für die Hälfte der Staatseinnahmen und 25 Prozent der Wirtschaftsleistung. 2005 verdiente das Land rund 35 Prozent mehr mit Öl als im Jahr zuvor. Die laufenden Einnahmen der Regierung sind demnach in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres um 80 Prozent gestiegen.

Mit dem Anstieg der Einnahmen aus dem Ölgeschäft ist die Wirtschaft stark gewachsen, allein im zweiten Quartal um 11,1 Prozent. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einer Jahresrate von 7,8 Prozent. Auch wenn der Spezialfonds gefüllt wird und obwohl nach Analystenschätzungen ein Haushaltsdefizit von zwei bis drei Prozent auflaufen dürfte, schwimmt der Staat weiter in Geld: Der Wert der Devisenreserven wird auf mehr als 30 Milliarden Dollar veranschlagt; allerdings legt Venezuela diese Reserven nicht mehr in Dollar an.

Der Staat fordert in der OPEC hohe und seiner Meinung nach „gerechte“ Preise, sowie Fördermengenbeschränkungen. Seit 2002 kommen die Erlöse aus der Erdölindustrie anscheinend nicht mehr den herrschenden Eliten zugute, sondern werden von der Regierung für Investitionen in die Infrastruktur, vor allem Eisenbahn- und Straßenbau, sowie für Programme in der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik verwendet. Trotz der anhaltenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Venezuela beziehen die Vereinigten Staaten rund 15 Prozent ihres Erdöls aus Venezuela.

Außenhandel:
Venezuela exportierte 2002 Waren im Wert von 26,22 Mrd. US Dollar, die Importe lagen im selben Jahr bei 12,28 Mrd $, womit die Handelsbilanz positiv ausfällt. Ausgeführt wurden zu 80% Erdöl und -gas. Hauptimporte sind Maschinen, Transportausrüstungen und chemische Produkte. Wichtigster Handelspartner sind die Vereinigten Staaten, weit dahinter folgen Kolumbien, Mexiko, Brasilien und europäische Staaten.

Bei der Ausfuhr von Eisenerz ist Venezuela Dank ergiebiger Quellen am Orinoco sehr bedeutend, auf dem 8. Platz in der Welt. Weiterhin führt das Land auch Stahl, Edelmetalle, Zement, Textilien und in viel geringerem Maße andere Produkte aus. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Tourismusbranche.

Firmen:
Eine der größten Firmen in Venezuela ist der staatliche Erdölkonzern PDVSA. Die PDVSA hält einen 100% Anteil an Citgo.

Weiterhin gibt es die Linea Aeropostal Venezolana, die zweitgrößte südamerikanische Fluggesellschaft. Ehemals gab es noch die VIASA, die staatliche Fluggesellschaft, die bis 1997 existierte. Die Regierung versucht gerade, eine neue staatliche Fluglinie ins Leben zu rufen, die CONVIASA, bisher aber nur mit mäßigem Erfolg; sie besteht derzeit nur aus drei Flugzeugen.

Derzeit hat die World Boxing Association ihren Sitz in Caracas. Mitte der 1990er wurde der Sitz von Panama-Stadt dorthin verlegt. Es gibt allerdings Gerüchte, dass der Sitz noch 2006 zurückverlegt wird.

Medien:
Es gibt fünf Fernsehkanäle, die landesweit ausstrahlen. Vier davon sind privat und eher regierungsfeindlich, einer staatlich und eher regierungsfreundlich. Alle Fernsehkanäle sind ihrem Besitzer sehr zugeneigt. Des Weiteren gibt es zahlreiche regionale Sender. Die wichtigsten Tageszeitungen sind El Universal (eher rechtsliberal), El Nacional (eher linksliberal), Ultimas Noticias (Boulevard), Tal, Cual (eher linksliberal), Daily Journal (englischsprachig, Wirtschaftsblatt) und VEA, Diario de Caracas (regierungsnah).

Venezuela ist Haupteigner des Fernsehsenders TeleSUR. Die Regierung beabsichtigt, mit dem Sender Lateinamerika eine eigene „bolivarische“ Stimme zu geben und versucht damit die Bevölkerung von staatlicher Seite zu beeinflussen.

Internationale Wirtschaftsbeziehungen:
Am 9. Dezember 2005 trat Venezuela als fünftes Mitglied dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis MERCOSUR bei.

Seit 2005 gibt es die durch Hugo Chávez initiierte Alternativa Bolivariana para las Américas (abgekürt „ALBA“, deutsch „Bolivarianische Alternative für die Amerikas“), welche dem Aufbau einer Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Kuba und Venezuela dient. 2006 ist auch Bolivien der ALBA beigetreten. Ziel ist es, eine Alternative zu der von den USA geschaffenen gesamtamerikanischen Amerikanische Freihandelszone zu schaffen und möglichst viele Staaten Lateinamerikas für einen gemeinschamen Wirtschaftsmarkt zu gewinnen.

Ein weiteres Abkommen ist das Petrocaribe. Es erlaubt den Karibikstaaten den Kauf von Erdöl aus Venezuela, allerdings muss nur ein kleiner Teil sofort bezahlt werden. Der restliche Betrag kann zu einem Zinssatz von 1 % für 25 Jahre gestundet werden. Zu den Teilnehmern zählen 12 der 15 Mitgliedsstaaten der CARICOM, sowie Kuba und die Dominikanische Republik.


Öl für Bedürftige:
Venezuela hat bekanntgegeben, Bedürftigte in den USA mit verbilligten Öl zu versorgen, was Spannungen geradezu provoziert. Die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft Citgo und der US-Bundesstaat Maine haben eine entsprechende Vereinbarung getroffen. „Die Heizkosten sind dramatisch gestiegen, und die amerikanische Regierung hat es nicht geschafft, die Bewohner von Maine mit den benötigten Ressourcen zu versorgen. Wir danken der venezolanischen Regierung für ihre Großzügigkeit”, wurde der Gouverneur von Maine in der venezolanischen Erklärung zitiert. Citgo wird demnach 34 Millionen Liter Heizöl zu 40 Prozent unter dem Marktpreis an sozial schwache Haushalte in Maine verkaufen. Auch vier Indianerstämme und Obdachlose sollen laut Botschaft in den Genuss des Sonderpreises kommen. Im vorigen November hatte Citgo bereits ähnlich billig Heizöl an Bedürftige in Boston und im New Yorker Stadtteil Bronx geliefert.

Staatsausgaben:
Zwischen 1991 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

  • das Gesundheitswesen bei 10%
  • das Bildungswesen bei 20%
  • das Militär bei 6%

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